06/12/2023

“Sprecht am Besten gar nicht über Gaza!”

Harte Zeiten verlangen nach harten Fakten. In harten Zeiten ist es aber auch wichtig, nach Lichtblicken Ausschau zu halten. Deshalb beginnen wir unseren Newsletter diese Woche mit einem fetten Dankeschön!

Danke an unseren arabischen Leser:innen in Frankfurt und Umgebung. Gerade haben wir den 5000. Follower auf Facebook gewonnen. Darüber freuen wir uns. Der Erfolg zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und das, obwohl gerade in der arabischen Community das Interesse an deutschen Lokalnachrichten seit dem 7.10.23 extrem nachgelassen hat. Für viele erscheint es deutlich wichtiger und relevanter, was in Khan Junis, am Grenzübergang Rafah oder in den Außenbezirken von Gaza-Stadt passiert. Nachrichten über S-Bahn Verspätungen in Berlin, Kita-Streiks in gleich mehreren Bundesländern und die Eröffnung der Weihnachtsmärkte treten in den Hintergrund.

Sprecht am Besten gar nicht über Gaza

Hinzukommt hierzulande die extrem komplizierte öffentliche Diskussion über den Krieg. Allzu leicht kann man sich durch eine falsche Bemerkung, einen unbedachten Vergleich oder eine doppeldeutige Formulierung ins Abseits manövrieren. Deutschland lernt gerade erst, ein Einwanderungsland zu sein und diese, unsere buntere Gesellschaft muss sich an das besonders komplizierte Thema, der Beziehung zu Israel erst noch herantasten, um sprechfähig zu werden. Das gilt für Erwachsene und das gilt ganz besonders für Jugendliche.

Demo Berlin

„Sag lieber nichts!“

Aus Angst, dass ihre Kinder in der Schule in Schwierigkeiten geraten könnten, haben deswegen viele Eltern ihren Kindern geraten, sich bei Diskussionen über Israel und Palästina in der Schule lieber nicht zu Wort zu melden. Viele unserer Leser:innen haben uns darüber berichtet. Seit Berliner Senatsverwaltung für Bildung nach den Herbstferien die Devise ausgegeben hat, dass in allen Schulen über den Krieg, über Antisemitismus und Rassismus gesprochen werden soll, wird das allerdings zunehmend schwer. Amal-Redakteurin Amloud Alamir, die selbst zwei Kinder im Teenageralter hat, berichtet über das Thema: Sie hat mit Jugendlichen über ihre Erfahrungen in der Schule gesprochen (hier) und sie hat mit Pierre Asisi von ufuq.de gesprochen, der Weiterbildungen für Lehrer:innen anbietet, um sie auf die Debatten in Schulen zum Thema Antisemitismus und Rassismus vorzubereiten. (hier)

„Es wird langsam entspannter!“

Gleiches Thema, anderer Blickwinkel. Amal-Redakteur Anas Khabir hat mit Ahmad Abed gesprochen. Der Rechtsanwalt mit viel Familie in Gaza ist Fraktionsvorsitzender der LINKEN in der Bezirksverordneten Versammlung von Neukölln. Er ist ein deutscher Politiker, also wurde das Interview auf Deutsch geführt und kann hier mit arabischen Untertiteln angeschaut werden.

Video von Anas Khabir

Harte Zeiten brauchen schöne Geschichten

Auf unserer ukrainischen Seite haben wir derzeit ein ganz besonderes Porträt. Natalka Yakomovych hat die Tattoo-Meisterin Alyona Zhuk getroffen. Was als ganz normales Interview begann, entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zu einer Zeitreise. Die beiden stellten nämlich fest, dass sie sich von früher über Ecken kennen, als sie beide als erfolgreiche Journalistinnen in der Ukraine gearbeitet haben. Schnell wurde aus dem Interview eine Diskussion und so erfahren die Leser:innen im Porträt über Alyona Zhuk auch sehr viele Details und interessante Anekdoten aus dem Leben dieser Frau, die sich ihren Traum erfüllt hat und ihre Karriere als Reporterin gegen die der Tattoo-Künstlerin eingetauscht hat.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und eine schöne Woche!

Viele Grüße vom Amal-Team
Fotos: Haytham Abo Taleb, Amloud Alamir, Natalka Yakymovych