Darka Gorova

Bevor die Stimmung wieder kippt

Ähnlich wie 2015 bröckelt die Willkommenskultur, die Hilfsbereitschaft für Geflüchtete aus der Ukraine droht nachzulassen. Zwar haben wir alle dazugelernt und im Frühjahr 2022 schien es anfangs so viel leichter, die Geflüchteten aufzunehmen. Jetzt setzt allerdings langsam Müdigkeit ein. Integration scheint doch insgesamt ein schwieriges Thema.

Mit unserem neue Storytelling-Projekt wollen wir dem Frust etwas entgegensetzen. Schließlich – das zeigt der Blick auf den Alltag – klappt es doch in der Regel gut mit dem Zusammenleben. Viele, der in den letzten Jahren nach Deutschland geflohenen haben einen Platz gefunden, neue Projekte auf die Beine gestellt, engagieren sich, sind erfolgreich.

Was ist Erfolg? Wann ist man glücklich? Gerade wenn es um die Integration von Geflüchteten geht, gibt es auf diese Frage sehr viele unterschiedlichen Antworten. Um diese geht es in der Serie von Porträts, die von der Amal-Redaktion produziert wurde. Zehn Personen und Projekte werden vorgestellt, die alle auf ihre Art erfolgreich sind und Brücken schlagen zwischen Neuangekommenen und Alteingesessenen.

Brücken bauen

Da wird etwa Mohammad Najjar vorgestellt: Er kam 2015 als Geflüchteter aus Syrien und hatte nichts. Mit harter Arbeit und viel unternehmerischem Geschick hat er ein Bauunternehmen aufgebaut, das in Berlin, deutschlandweit und inzwischen auch im Ausland gut im Geschäft ist. Er wurde ausgezeichnet, weil er ein besonderes Konzept entwickelt hat, Geflüchtete in die Firma zu integrieren. Es sind aber nicht nur solche typischen „Vom Tellerwäscher zum Millionär-Stories“. Es wird auch Lina Hussainzadeh vorgestellt, die aus einer sehr einflussreichen Familie in Afghanistan stammt und nach einer dramatischen Flucht in Deutschland vor vielen Problemen stand. Sie hat sich durchgebissen, hat Wohnung, Job und endlich eine eigene Identität gefunden. „Hier interessiert sich niemand für meine Schwiegerfamilie und ich bin endlich ich“, sagt sie. Lina Hussainzadeh arbeitet als Integrationslotsin und es mache sie glücklich, anderen helfen zu können, sagt sie.

Zu einem ganz ähnlichen Schluss kommen auch die Frauen der St-Annen-Gemeinde in Berlin Dahlem. Angesichts des Krieges in der Ukraine, wollten sie etwas tun. Sie schickten einen Bus zur polnisch-ukrainischen Grenze. Auf dem Hinweg voll beladen mit Hilfsgütern. Auf dem Rückweg fuhren 80 Frauen und Kinder mit, die seitdem von der Gemeinde versorgt werden. Die Frauen in Dahlem sind nicht die einzigen, die so etwas im Frühjahr 2022 auf die Beine stellten. Sie haben es aber geschafft, das Engagement bis heute aufrechtzuerhalten. So ist etwas Neues entstanden und auch ihre Erfolgsgeschichte wird in dieser Serie erzählt. Insgesamt zehn Beispiele werden vorgestellt und als Video oder als Text präsentiert.

Das Projekt GOOD NEWS

Begonnen hat das Projekt mit einem Aufruf, der sowohl auf den Seiten von Amal, Berlin als auch beim Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf verbreitet wurde. So wurden zwei sehr unterschiedliche Zielgruppen angesprochen: Die Leser:innen von Amal, Berlin! sind überwiegend recht frisch in Berlin angekommene Geflüchtete aus arabischen Ländern, Iran und Afghanistan. Bei den zum Teil  wohlhabenden Mitgliedern der evangelischen Gemeinden in Teltow-Zehlendorf hat Engagement für Geflüchtete eine lange Tradition. Das ist ihre Schnittmenge. So kam eine lange Liste von Nominierten zusammen: Insgesamt knapp 100 Nachrichten gingen ein. Aus diesen wählte eine Jury die besten aus, die dann umgesetzt wurden. Die Serie wird nun sowohl auf Arabisch, Dari/Farsi und eine Geschichte auch auf Ukrainisch auf Amal, Berlin! veröffentlicht. Deutsche Fassungen der Berichte erscheinen beim Tagesspiegel, auf den Seiten der Evangelischen Kirche und sie werden beim Sommerempfang in Teltow-Zehlendorf vorgestellt. Bei Amal, Berlin! sind sie hier auch nachzulesen.   Das Projekt ist entstanden mit Unterstützung durch die Flick Stiftung.

 

 

„Das Startkapital habe ich mir geliehen“

Mohammad Najjar kam 2015 mit leeren Händen nach Deutschland. Er schuftet auf dem Bau und machte Fortbildungen. Heute leitet er sein eignes international tätiges Bauunternehmen. Er wurde ausgezeichnet, weil er vielen Geflüchteten Jobs verschafft. Amloud Alamir hat ihn getroffen.

„Hallo, kommen Sie herein. Hier sind Sie richtig!“

Franziska Menzel ist für viele die Person, die den Wendepunkt zu einem guten Leben in Deutschland bringt. Sie ist Asylberaterin bei der Diakonie in Zehlendorf und hilft Asylsuchenden, die sich im Behördendschungel verfangen haben. Anas Khabir hat sie getroffen.

„Hier interessiert sich niemand für meine einflussreiche Schwiegerfamilie“

Lina Hussainzadeh kommt aus einer einflussreichen Familie in Afghanistan. Nach einer dramatischen Flucht, stand sie in Deutschland vor vielen Problemen. Inzwischen hat sie Wohnung und Job gefunden und genießt es, auf eigenen Beinen zu stehen. Zainab Farahmand hat sie besucht. Hier geht es zum Text.

„Ich habe mich nicht auf das Materielle konzentriert. Das zahlt sich aus“

Alaa Mohammad ist vor sechs Jahren nach Deutschland gekommen und konnte weder mit seinem Abschluss in Politikwissenschaften noch mit seiner Erfahrung in der Verwaltung in Deutschland einen Job finden. Er begann, sich ehrenamtlich zu engagieren und arbeitet jetzt als Pfleger. Er fühlt sich zu hause. Anas Khabir hat ihn getroffen.

 „Bei uns muss niemand danke sagen. Das mache ich“

Sonja Albrecht ist Flüchtlingspfarrerin in Schlachtensee. Sie hilft, dass Ehrenamtliche sich engagieren können. Afghanistan, Syrien und jetzt Ukraine: Sie hat viel Erfahrung bei der Aufnahme von Geflüchteten und weiß, wie schwer und wie wichtig zugleich es ist, „Danke“ zu sagen. Dawod Adil hat sie getroffen.

„Wir können nicht behaupten, dass wir Flüchtlinge gut behandeln“

Ana Alboth kennt sich aus mit Grenzen und gestrandeten Flüchtlingen. Die polnische Journalistin weist auf schlimme Zustände und Ungerechtigkeiten hin. Für ihren Friedensmarsch von Berlin zu syrischen Grenze wurde sie 2018 für den Friedensnobelpreis nominiert. Amloud Alamir stellt sie vor.

 „Was ist Erfolg?”

Das Künstlerpärchen Atefeh Kheirabadi und Mehrad Sepahnia sind typisch für die internationale Bohème in Berlin. Sie machen experimentelle Kurzfilme und sind immer pleite. Während andere frustriert auf dem Sofa liegen, machen sie immer weiter. Maryam Mardani hat sie gefragt, wie sie das schaffen. Hier geht es zum Text.

„Es gibt doch trotz allem Sonne im Leben“

Lena de Maizière und die anderen Frauen der St-Annen Gemeinde in Zehlendorf haben kurz nach Kriegsbeginn einen Bus zur ukrainischen Grenze geschickt, 80 geflüchtete Frauen und Kinder nach Berlin geholt. Das Besondere: Ihre Arbeit dauert an. Es ist ein ganz neues Leben entstanden. Darka Gorova hat das Willkommens Café der Frauen besucht. Hier geht es zum Text.

“Musik ist eine Sprache, die alle verstehen!”

Für viele Kinder aus arabischen Familien ist es nach Jahren in Deutschland nicht leicht, perfekt Arabisch zu sprechen. In der Zoyee Musik-Schule lernen sie eine andere Sprache, die sie mit der Heimat ihrer Eltern verbindet und zugleich in Berlin immer gefragter wird. Arabische Musik lässt sich gut mit anderen Klängen mixen und liegt gerade sehr im Trend. Amloud Alamir hat das Klaviervorspiel besucht.

„Unsere Arbeit gibt den Frauen in Afghanistan Kraft, weiterzumachen“

Lale Osman war als Frauenrechtlerin in Afghanistan fast an ihrem Ziel, dass endlich auch der Name der Mutter in der Geburtsurkunde vermerkt werden sollte, als die Machtübernahme durch die Taliban alles zu Nichte machte. Ihr Engagement in Berlin soll Frauen dort Mut machen. Aora Helmzadeh hat sie interviewt.