Möglich gemacht wurde dieses Treffen durch Unterstützung durch die Arab German Young Academie (AGYA) und auf Initiative von Hanan Badr, Professorin der Universität Salzburg, die zum Thema Medien im Exil forscht.
Zunächst gab es eine Bestandsaufnahme: Welches sind die dringendsten Fragen? Was braucht die syrische Medienlandschaft, um den Aufbau eines zukunftsfähigen, möglichst demokratischen oder zumindest nicht diktatorischen Syriens möglich zu machen?
Das Ergebnis kurz zusammengefasst: Es wird unglaublich viel gebraucht und es ist schwer zu bestimmen, was das Wichtigste und was das Dringendste ist.
Weit oben auf der Liste steht, dass es derzeit unglaublich schwer ist herauszufinden, was in Syrien wirklich passiert. Es gibt wenige verlässliche Quellen und viele Falschnachrichten. Organisationen wie „Ta’akud“ aus Norwegen versuchen, die wichtigsten Nachrichten zu überprüfen und dann zu bestätigen oder zu widerlegen. Ein mühsames Geschäft, da psychologische Studien zeigen, dass sich Menschen gut reißerische Falschmeldungen einprägen und Richtigstellungen nur selten zur Kenntnis nehmen.
Erschwert wird die Lage, weil die neue Regierung noch keine professionellen Sprecherstrukturen hat und Verlautbarungen erst veröffentlicht und dann – wenn es zu negativen Reaktionen kommt – wieder zurückzieht oder umformuliert. Nach dem Motto: So haben wir es nicht gemeint.
Nächstes Problem: Durch den Sturz Assads ist auch das offizielle Mediensystem zusammengebrochen. Viele Syrer:innen sehen in den Journalist:innen des Fernsehens und der staatlichen Zeitungen Kompliz:innen des Regimes. Nicht zu Unrecht. Inzwischen hat die Regierung Teile der Strukturen übernommen. Die Zeitung, die unter den Assads „Revolution“ hieß, heißt jetzt „Freiheit“. Allerdings sind viele der alten Redakteur:innen noch dabei und es bleibt auch das Misstrauen der Nutzer:innen. Es muss sich grundlegend verändern, um verlässliche Berichterstattung aufzubauen und das Vertrauen der Menschen zu gewinnen.
Hinzukommen Lücken in der Berichterstattung. Oder sollte man eher von Wüsten sprechen? Syrien ist sehr zentralistisch und es ist schwer, Berichte aus der Provinz zu bekommen. Dies Problem hat sich verstärkt und genau das ist im Moment sehr gefährlich. Ein Video über eine Gräueltat irgendwo in Syrien könnte zu großen Protesten führen oder sogar einen Gewaltausbruch nach sich ziehen. Die Videos von den brennenden Weihnachtsbäumen und der Selbstjustiz, die in den vergangenen Monaten für Aufruhr sorgten, sind da ein Vorgeschmack. Gegen solche Stimmungsmache lässt sich nur vorgehen, wenn es Medien gibt, auf die sich die Menschen verlassen können.