04/11/2023

Bloß nicht halluzinieren!

Bloß nicht halluzinieren: Das Titelbild oben hat kein Copyright und wir haben auch keine unterschriebene Einverständniserklärung der beiden abgebildeten Personen. Es gibt sie nicht und das ganze Bild ist nicht echt. Es ist das Produkt einer KI-Spielerei. Viele Menschen haben angefangen, mit Apps zu experimentieren, die Text in Bilder umwandeln. Hier wurde CapCut verwendet und wir haben diese Stichworte eingegeben:

„Eine Frau und ein Mann in Berlin Sonnenallee. Der Mann kommt aus Syrien und ist frisch verliebt. Die Frau kommt aus Afghanistan und hat Probleme. Das Wetter ist bewölkt.“

 

Bloß nicht halluzinieren!

Ganz offensichtlich ist die App noch nicht perfekt und verfügt nur über eine eingeschränkte Phantasie: So kennt sie offensichtlich die Sonnenallee nicht und denkt bei Berlin an die Straße Unter den Linden. Auch geht sie automatisch davon aus, dass auch die Frau verliebt ist. Die gute Nachricht ist also: Es ist sehr einfach, das Bild als Fake zu erkennen. Doch klar ist: Lange werden wir den Unterschied zwischen echten und konstruierten Bildern nicht mehr erkennen können und was da auf uns zukommt, kann man sich vorstellen, wenn man zum Beispiel mit diesen Stichworten ein Bild erstellen lässt:

„Demonstration, Neukölln, Pro-Palästina, viel Polizei“

Wie viele Redaktionen beschäftigen wir uns gerade ausgiebig mit dem Thema künstliche Intelligenz im Journalismus und da geht es auch immer wieder darum, dass die KI, wenn sie nicht genug Informationen hat, anfängt zu „halluzinieren“ und sich etwas ausdenkt. Das soll es bei Menschen auch geben.

Drei Videos – drei Perspektiven – Keine Halluzinationen

In dieser Woche wollen wir drei besondere Videos in diesem Newsletter vorstellen. Sie zeigen, die unglaubliche Brandbreite der Themen und Krisen, mit denen wir uns beschäftigen. Vorgestellt wird ein Video pro Sprache und jedes beschäftigt sich mit einer zentralen Krise dieser Tage. Was die Krise gemeinsam haben: Sie sind alle drei gravierend und drohen über den Krieg in Nahost in Vergessenheit zu geraten. Alle drei sind real, bedrohlich und lassen sich auch mit halluzinierender KI nicht wegretuschieren.

Vergesst nicht Afghanistan!

Frauenrechte in Afghanistan werden immer mehr eingeschränkt. Jede Woche wird die Bewegungsfreiheit ein bisschen kleiner, das Leben der Frauen dort enger. Gleichzeitig wächst der Mut der afghanischen Frauen, die in Deutschland Zuflucht gefunden haben. Sie protestieren und mischen sich ein. Davon handelt das Video von Dawod Adil. Er hat ein Frauen Protestcamp auf dem Alexanderplatz besucht.

Video Dawod Adil

Wenn Journalisten an die Front gehen

In früheren Kriegen gab es das Phänomen der „Embedded Journalists“. Da wurden zum Beispiel im Krieg 2003 im Irak Journalist:innen von der US-Armee mit in den Irak genommen. Sie berichteten, wie die US-Soldaten kämpften. Damals gab es eine große Diskussion darüber, wie objektiv diese Berichterstattung überhaupt sein konnte. Im Ukraine-Krieg ist dies anders: Viele Journalist:innen haben sich freiwillig gemeldet und kämpfen in der Landesverteidigung. Die Frage der Objektivität wird hier nicht gestellt. Es geht um etwas anderes: Patriotismus. Bislang gibt es hierüber keine breite, öffentliche Diskussion; schon gar keine kritische.

Olena Iskorostenska hat einen sehr bekannten kämpfenden Journalisten in Frankfurt getroffen. Artem Shevchenko hat ein Buch geschrieben. Es trägt den vielsagenden Titel: „Militär Geheimdienstarbeit der Ukraine zu Land, zur See und in der Luft“ Hier geht es zum Interview als Video und hier können Sie das Interview als Text (Dank Ki auch auf Deutsch) lesen.

Video Olena Iskorostenska und Ronnie Darwish

„Ich hoffe, dass Ihr Euch hier einigermaßen wohl fühlt!“

Damit kommen wir zu Krise drei, die uns und unsere Leser:innen ganz besonders betrifft. Die Diskussion um Integration, Aufnahme von Geflüchteten und Abschiebung eskaliert. Viele unserer Leser:innen, die in den vergangenen Monaten und Jahren nach Deutschland gekommen sind, machen sich Sorgen. Was soll aus ihnen werden?

Das Team von Amal hatte die Gelegenheit die Berliner Senatorin für Arbeit, Soziales und Integration Cansel Kiziltepe bei einem Rundgang durch die neueröffnete Flüchtlingsunterkunft am Flughafen Tempelhof zu begleiten. Im Interview wendet sie sich direkt an die Amal-Leser:innen: „Ich kann verstehen, dass Sie sich Sorgen machen. Ich gebe ihnen den Rat: Lernen Sie schnell Deutsch. Das ist der Schlüssel zum Leben in dieser Gesellschaft!“

Video von Anas Khabir
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und eine schöne Woche!

Viele Grüße vom Amal-Team
Fotos: KI, Dawod Adil, Ronnie Darwish und Anas Khabir