Charbel El Bcheraoui, der am Robert Koch Institut zu evidenzbasierter Public Health forscht, im Amal-Interview mit Amloud Alamir. Sie wollte wissen, was dran ist an den Gerüchten, dass die Araber von der Sonnenallee und die türkischen Großfamilien wesentlich mit daran Schuld sind, dass sich Corona so heftig verbreitet. Seine Antwort: „Das ist nicht wahr. Wir wissen, dass sich das Virus in dicht besiedelten Vierteln schneller ausbreitet. Dafür ist es unwesentlich, ob es sich um Migranten oder Deutsche handelt.“ Bcheraoui geht noch einen Schritt weiter. „Wir haben es hier mit Stereotypen über uns Migranten zu tun – und ich bin einer davon“, sagt er. „Wichtig ist, dass wir hier die Chance haben, diese Stereotypen zu durchbrechen, indem wir mit gutem Beispiel vorangehen.“ Das Interview hier mit deutschen Untertiteln.

Das Virus macht keinen Unterschied zwischen Migranten und Deutschen
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In der Berliner Serpen Gallery läuft derzeit die Ausstellung „Stein. Schere. Papier“ – ein eindrucksvolles Gemeinschaftsprojekt von sieben ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern. Mit dabei: Roman Mykhailov, Zina Isupova, Artem Prut, Vitaliy Shuplyak, das Duo EtchingRoom1 sowie Kateryna Barvinska. Ihre Werke verbinden Alltägliches mit Politischem, Hoffnung mit Realität – und werfen einen besonderen Blick auf den Frühling im Schatten des Krieges.
Frühling zwischen Hoffnung und Vergeblichkeit
Kuratorin und Galerieleiterin Natalka Yakymovych beschreibt den Frühling als Jahreszeit der Erwartungen – aber auch der verpassten Chancen. Die Ausstellung greift genau dieses Spannungsfeld auf. „Viele wollen ab Montag Sport treiben, aber sitzen dann mit Freunden auf der Bank und trinken Bier“, sagt sie. Das Leben pendelt zwischen Plan und Realität.
Der Titel „Stein. Schere. Papier“ spielt auf das bekannte Spiel an – eine Metapher für das unkontrollierbare Schicksal vieler Menschen in der Ukraine. Yakymovych macht deutlich: Auch wenn Berlin und Kiew im Frühling ähnlich wirken, liegen Welten dazwischen. In der Ukraine entscheidet der Zufall über Leben und Tod – über das nächste Raketenopfer.
Leichtigkeit in Papier: Zina Isupovas Collagen
Die in Berlin lebende Zina Isupova arbeitet mit Schere und farbigem Papier. Ihre leichten, farbenfrohen Collagen wirken auf den ersten Blick wie Drucke – dabei sind sie handgemacht. Besonders auffällig: das Werk „Alte Schuhe“, das einen Berliner Straßenzug mit politischen Aufklebern zeigt. Darunter: Sticker der ukrainischen Organisation „Viche“ und der rechtspopulistischen AfD – ein klarer Hinweis auf die politische Vielfalt und Spannung im öffentlichen Raum.
Tennisplätze ohne Spieler: Artem Pruts Minimalismus
Artem Prut hat sich mit seinen Bildern leerer Tennisplätze einen Namen gemacht – sogar Serena Williams besitzt eines. Seine Werke, oft minimalistisch gehalten, verbinden urbane Leere mit stiller Poesie. Ein wiederkehrendes Motiv: Dalmatiner, die symbolisch für die Verbindung zwischen Berlin und Kiew stehen. Die dargestellten Orte könnten überall sein – oder nirgendwo. Genau das ist seine Stärke.
Drohnen, damals und heute
Roman Mykhailovs Werk „Polako“ aus dem Jahr 2019 zeigt Künstler mit Drohne und Hund. Damals ein Urlaubsbild – heute weckt die Drohne Kriegsassoziationen. Yakymovych betont: Kunst verändert sich mit dem Zeitgeschehen. Ein starker Kontrast: Yevhen Prymachenkos Drohnen-Skulptur von 2023 – Teil eines Projekts zur Unterstützung ukrainischer Soldaten.
Wenn Technik träumt: Vitaliy Shuplyaks Ballon
Ein weiterer Blickfang ist ein schwebender Ballon von Vitaliy Shuplyak, gehalten von einem Smartphone-Ladekabel. Er symbolisiert hochfliegende Träume in einer technologiegetriebenen Welt – poetisch, fragil, zeitgenössisch.
Liebe in Zeiten des Krieges: Kateryna Barvinskas Skizzen
Zum Abschluss bringt Kateryna Barvinska das Thema Liebe ins Spiel. Ihre erotischen Zeichnungen erinnern daran, dass trotz Krieg das Leben weitergeht – mit all seiner Sinnlichkeit, seinem Verlangen, seiner Kraft.
Infos zur Ausstellung
📍 Serpen Gallery, Auguststraße 83, 10117 Berlin
🗓️ Noch bis 13. Mai 2025
🎟️ Eintritt frei

