Seit er angekündigt hat, dass er der nächste Präsident von Syrien werden möchte, ist Mohammad Sabir al Shartah der Star im syrischen Social Media-Universum: „Ich werde kommen und Ordnung und Demokratie nach Syrien bringen!“, brüllt er mit zorniger Stimme: „Ich werde Freiheit bringen und zwar mit voller Härte!“ Ist er ein genialer politischer Comedian oder einfach nur verrückt? Auf jeden Fall hat er viele Follower und seine Videos werden millionenfach geteilt. Unserem Reporter Anas Khabir ist es gelungen, Mohammad Sabir al Shartah, der in Schweden im Exil lebt, zu einem Skype-Interview zu überreden.
Unter unseren Leserinnen und Lesern und auch in der Redaktion hat das Interview zu heftigen Diskussionen geführt. „Ihr interviewt den doch nur, damit ihr Klicks bekommt“, so der Vorwurf. Nicht ganz zu unrecht: Mehr als eine halbe Million Views hat das Video bekommen und natürlich freuen wir uns darüber. „Warum geben wir einem geltungssüchtigen Verrückten Aufmerksamkeit? Wir sind doch eine Nachrichtenplattform und kein Trash-Kanal!“, so der Einwand mancher Kollegen und Kolleginnen.
Wo ist die Grenze zwischen politischer Sartire und schlechtem Stil? Wer ist al Shartarh und was will er? Das Interview bringt ein bisschen Klarheit, aber wirft auch neue Fragen auf. So fragt Anas Khabir fragt ihn nach seinen Absichten, seinem Programm und auch, ob er wirklich verrückt ist, wie viele behaupten. Die Antwort darauf – wie sollte es anders sein – führt allerdings eher zu mehr Spekulationen, als Klarheit zu bringen. Immerhin verrät al Shartarh, was sich hinter dem merkwürdigen Begriff „Uwagh!“ verbirgt, den er so häufig benutzt und der inzwischen von vielen seiner Fans übernommen wurde: Mit „Uwagh!“ seien all jene gemeint, die den Syrern Unrecht täten und sie in die schreckliche Situation gebracht hätten, in der sie sich heute befinden. Das hört sich dann doch gar nicht so verrückt an, oder?
Zur Beruhigung für alle, die mit dem Präsidentschaftskandidaten nicht so viel anfangen können: Wir haben diese Woche aber auch ein über jeden Zweifel erhabenes seriöses und zugleich unterhaltsames Interview im Programm. Amloud Alamir und Dawod Adil haben Sascha Langenbach, den Sprecher des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) getroffen. Sie sprechen mit ihm über die Lage der Geflüchteten in Berlin. Wie sieht es aus mit Wohnungen, den Vorkehrungen für die nächste CORONA-Welle? Und natürlich geht es auch um die Frage: „Haben wir es geschafft?“ oder besser: „Wie können wir noch mehr schaffen?“. Dieses Interview veröffentlichen wir auf Deutsch mit Untertiteln auf Arabisch und Farsi/Dari.
Es gibt noch ein besonders Video auf unseren Seiten: Thema ist der 20. Jahrestag der Ermordung von Enver Simsec. Produziert wurde das Video von Naz al-Windi von der Körber-Stiftung und die Übersetzung und Produktion der Untertitel wurde von Amal, Hamburg! übernommen. Ein echtes Kooperations-Produkt, also.
Schwangerschaft und Exil
Zum Schluss möchten wir Ihnen noch einen sehr persönlichen Beitrag empfehlen: Unser Kollege Jalal Hussaini aus Afghanistan erwartet sein drittes Kind und schreibt aus seiner Sicht, was Schwangerschaft und Geburt mit ihm und seiner Familie machen. Wie reagierte er, als seine Frau ihm erzählte, dass sie schwanger ist? Worauf kommt es in den ersten Wochen an? Es ist ein persönlicher Einblick und zugleich ein Artikel voller praktischer Tipps. „What to expect, when you expect“, aber im Amal-Style. Hier geht es zum Text auf Dari.
Amal, Berlin! berichtet auf Arabisch und Farsi/Dari über alles, was in Berlin wichtig ist. Gerne übersetzen wir einzelne Artikel auch ins Deutsche und stellen sie Redaktionen gegen Honorar zur Verfügung.
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Fotos/Illustration: Anas Khabir, Dawod Adil, Amloud Alamir