Wenn der Vater dem Sohn die rote Linie zeigen willNun zu unseren Themen in dieser Woche – wie immer bieten wir an, die Beiträge auch für deutsche Medien zu übersetzen. Vor kurzem hat sich in Frankfurt ein Junge in Mädchen verliebt. Passiert ja. Nur dass der Junge in Afghane war, und sein Vater gar nicht lustig fand, dass sein Sohn und dessen Klassenkameradin bald unzertrennlich waren. Der Vater fürchtete um die Ehre der Familie, er sprach ein ernstes Wort. Doch das half nicht. Die beiden Verliebten trafen sich weiter. Der Vater wurde wütend, er schlug seinen Sohn. Doch der Junge wächst in Deutschland auf, er weiß, dass Gewalt in der Familie hier nicht toleriert wird, und geht zur Polizei. Und der Vater hat nun ein Problem. Noorullah Rahmani hat diese und andere Geschichten aus dem Alltag von afghanischen Familien in Deutschland aufgeschrieben – und er hat Professor Mohammad Hossein Rezaei gefragt, was die Eltern denn tun können, um zwischen den Kulturen nicht zu verzweifeln. Rezaei hat früher an einer privaten Universität in Kabul Psychologie gelehrt, er kennt sich aus mit den Belastungen durch die neue Umgebung. Er sagt, es sei wichtig, die kulturellen Unterschiede zu kennen und zu berücksichtigen. In der Tradition, die für den Vater noch sehr präsent ist, sei zum Beispiel Sex vor der Ehe eine rote Linie, die nicht überschritten werden darf, um das Ansehen der Familie nicht zu gefährden. Aber im deutschen Kontext existiere diese rote Linie nicht. Im Gegenteil. Wenn der Vater versucht, den Sohn mit Gewalt hinter diese Linie zu drängen, bekommt er hier nicht Anerkennung dafür, sondern muss mit Strafe rechnen. Die individuellen und sozialen Rechte auch der Jugendlichen sind geschützt. „Mit Schlägen, Stubenarrest oder Einschüchterung erreichen die Eltern meist das Gegenteil von dem, was sie wollen“, so Professor Mohammad Hossein Rezaei. Den Artikel übersetzen wir gerne. |