Corona, Woche 3

Was macht CORONA mit uns? Das ist eine Frage mit vielen Antworten. Anas Khabir hat sich auf der Berliner Sonnenallee umgehört und Neuangekommene aus arabischen Ländern gefragt. Viele machen sich Sorgen, versuchen, so wenig wie möglich unter Leute zu kommen. Einige tragen Schutzmasken und Handschuhe. Andere hingegen halten die Aufregung für übertrieben oder vertrauen auf Gottes Schutz. „Wir haben den Krieg in Syrien überlebt!“, so der achselzuckende Kommentar einer Frau.

 

Die Amal-Redaktion hat sich diese Aussagen zu Herzen genommen und wir haben unsere Bemühungen, die arabisch und farsi/dari-sprachigen Hamburger und Hamburgerinnen gut zu informieren, noch verstärkt. Ein Teil davon ist das Bild oben: Noah Ibrahim hat die Karrikatur gestaltet, mit der wir unsere Leserinnen und Leser auffordern, den Verstand einzuschalten und zu hause zu bleiben. „Du hast die Wahl!“, so der Slogan zwischen Sofa und Krankenbett.

In erster Linie geht es uns jedoch um Information. Selten hatten wir so viel zu tun. Die Nachrichtenschichten wurden ausgeweitet: Es gibt nun auch Spät- und Wochenendschichten und ein neuer Ehrgeiz macht sich breit: Bislang war klar, dass wir als kleine Projektredaktion mit nur 4 halben Stellen in Hamburg und einem Amal-Team von insgesamt 14 halben Stellen deutschlandweit nicht mit den großen Nachrichtenplattformen mithalten können. In der vergangenen Woche hat sich ein paar Mal gezeigt, dass es doch geht: In Rekordzeit hatten wir nicht nur den Inhalt der Ansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel gemeldet, sondern auch die ganze Ansprache mit arabischen Untertiteln auf Facebook gepostet. Klar, auch viele staatliche Stellen haben inzwischen bemerkt, dass es wichtig ist, alle Hamburgerinnen und Hamburger zu informieren und sie bieten Informationen auf Arabisch und Farsi/Dari. Hört sich gut an. Wer sich allerdings das Angebot, die Aufmachung und die Qualität der Texte anschaut, versteht, warum wir Amalis gerade so motiviert bei der Sache sind. Hier kommt die Ansprache von Frau Merkel noch mal zum Mitlesen auf Arabisch:

 

Alle wichtigen Informationen zum Thema CORONA auf Farsi/Dari zum Weiterleiten gibt es auch in diesem sehr informativen Video mit einer bekannten iranische Ärztin:

 

Witze als Impfstoff

Sagt ein Ägypter zum anderen: „Flutkatastrophen, Epedemien und anderes Chaos sollte lieber einen Bogen um unser Land machen“. Fragt der andere „Warum?“ Antwortet der erste: „Weil jede Katastrophe bei uns so lange veräppelt wird, bis sie keine ernstzunehmende Krise mehr ist“. Gut ist auch ein anderer: „Was ist die Reaktion der Menschen in Homs auf die Rede von Frau Merkel, dass 60-80 Prozent der Deutschen sich anstecken werden? – Ein Glück sind wir keine Deutschen“. Khalid Alaboud hat die lustigsten CORONA-Witze gesammelt und sich mit syrischen Psychologen und Dichtern über die Bedeutung des Lachens in Zeiten der Not unterhalten. Maryam Mardani hat sich in iranischen Onlineforen umgesehen. Auch da wimmelt es von Witzen. Besonders beliebt sind natürlich Witze über Deutsche und ihre neue Leidenschaft für Klopapier. (Viele Neuangekommene halten das trockene Klopapier ja eh für eine sehr gewöhnungsbedürftige und eher unhygiensische (europäische) Erfindung und vermissen Bidets, aber das ist ein anderes ebenfalls beliebtes Witzthema.)

Blick nach China, Blick nach Italien

Nicht allen ist zum Lachen zu Mute: Viele suchen eher Orientierung und Fakten, um die Krise einschätzen zu können. Was kommt da auf uns zu? Asmaa Yousuf hat mit ägyptischen Bekannten gesprochen, die in China wohnen und dort gerade erleben, wie das Land aus der CORONA-Starre wiedererwacht. Sie hat auch mit Bekannten gesprochen, die in Norditalien noch mittendrin stecken. Wie so oft wirken Informationen glaubwürdiger, wenn sie von Bekannten erzählt werden und diese auch noch aus dem gleichen Kulturkreis stammen.

 

Bleiben Sie bloss gesund!

Besonders viele Kommentare und Herzchen haben wir für einen sehr persönlichen und fast Liebeserklärungs-ähnlichen Text bekommen. Samer Masouh fasst darin seine besten Wünsch für die Bundeskanzlerin zusammen: „Wir sind sehr besorgt, weil wir gehört haben, dass sie Kontakt zu einer infizierten Person hatten, Frau Merkel“.

Illustration: Noah Ibrahim, https://www.facebook.com/noahibrahim86