Wir hatten gerade dem Pförtner unsere Ausweise gezeigt, die Rucksäcke durch den Sicherheits-Scanner geschoben und schlenderten nun durch das beeindruckend moderne Foyer vom Düsseldorfer Landtag mit Blick auf den Rhein und die gepflegte Bar, als ein Kollege das Handy aus der Tasche holte und fragte: „Machst Du ein Foto von mir?“ Er hatte den Text zu dem Bild schon im Kopf: „Angekommen! Wir sind im Parlament!“ Das wollte er Freunden und Verwandten mitteilen. Natürlich waren wir nicht als Abgeordnete dort. Aber als Gäste, die mit Respekt empfangen werden. Ein tolles Gefühl.
Im Parlament, I
Im kreisrunden Saal an einem kreisrunden Tisch, viel kleiner zwar als bei den Vereinten Nationen, aber durchaus beeindruckend, haben sich im Düsseldorfer Landtag am vergangenen Sonntag 50 Journalistinnen und Journalisten aus 15 Redaktionen und Projekten aus ganz Deutschland versammelt, um ein neues Netzwerk zu gründen. Jetzt, im Jahr fünf nach „Wir schaffen das!“, sind aus den vielen kleinen Projekten starke und selbstbewusste Medien geworden, die ihre Zielgruppen regelmäßig mit Nachrichten, Berichten, Videos oder ganzen Zeitungen und Zeitschriften versorgen. Zu diesem Netzwerktreffen, das im Rahmen des Campfire Festivals stattfand, hatte die Amal-Redaktion eingeladen. Ermöglicht und finanziert wurde es von der Schöpflin Stiftung.
Einen Nachmittag lang haben sich die Macherinnen und Macher ausgetauscht. Da ging es um ganz konkrete Fragen, die alle immer wieder haben: „Wie gelingt es, auf Dari und Farsi zu berichten?“ „Wie reagiert Ihr auf unangenehme Kommentare?“ „Wie berichtet Ihr über heikle Themen?“ und „Was kann ein Netzwerk für Exilmedien leisten?“
Die kurzen Präsentationen gaben einen Überblick über den Stand von Exil-Medien in Deutschland – von Abwab, der ersten und inzwischen sehr etablierten arabischen Zeitung in Deutschland, über Radio Popcorn, eine junge persische Redaktion, die über die offenen Kanäle in mehreren Städten regelmäßig Programm macht, bis hin zur Youtuberin Rasha Khadra, die ihren eigenen Kanal betreibt, über Zeitungen wie Kultür oder „Neu in Deutschland“, die ein deutsches Publikum über die Themen der Neuankömmlinge informiert.
Einen kleinen Einblick in das Treffen bietet das Video von Anas Khabir. Es hat deutsche Untertitel. Und für alle, die endlich mal genauer wissen wollen, was Amal macht, kommt hier auch der Link zu unserer Präsentation, die Ahmad Kalaji für das Treffen produziert hat. Wer noch mitmachen möchte in diesem Netzwerk: Gerne, schreibt einfach an info@amalberlin.de.
Im Parlament II
So richtig im Parlament – und das sogar im Bundestag – sitzt Yasmina Heritani. Die Bremerin ist Abgeordnete der SPD. Samer Masouh hat sie am Rande des Funun-Festivals in Bremen getroffen und ein schönes Interview mit ihr gemacht. Sie erzählt darin, wie es gelang, dass an fünf Schulen in Bremen jetzt auch Lehrerinnen und Lehrer aus Syrien unterrichten. Und um ihren Plan, Arabisch als Sprache an den Schulen der Hansestadt zu etablieren. Das Interview übersetzen wir gerne, schreiben Sie uns an info@amalberlin.de.
Foto: Anas Khabir, Amal