Wann ist man integriert? Was ist überhaupt Integration und woran merkt man, dass man schon integriert ist? Um diese Fragen ging es bei der Podiumsdiskussion, zu der die Redaktion von Amal Frankfurt am vergangenen Donnerstag die Leser:innen einlud. Leider regnete es an diesem Tag in Frankfurt so, dass die Veranstaltung nur wenig besucht war. Die Diskussion war dennoch spannend und lebhaft und wir haben uns entschieden, die als Video auf unseren Kanälen zu veröffentlichen. Hier geht es zum Video.
Integration ist, wenn ich mich geborgen fühle
Das Thema Integration löst bei Menschen unterschiedliche Gefühle aus, je nachdem, wo sie herkommen. Manchen – dazu gehört Ronnie Darwish reicht es langsam mit den Bemühungen, sich immer mehre zu integrieren: „Ich habe seit Jahren alles getan, jetzt muss sich auch die andere Seite ein bisschen bewegen“, sagt er. Ähnlich sieht es Parwiz Rahimi: „Ich finde, die Deutschen könnten auch ein bisschen mehr Interesse an unserer Kultur zeigen und mit uns integrieren“. Unterschiede gibt es auch zwischen den Communities: Während den neu angekommenen Ukrainer:innen mehr Möglichkeiten zum Spracherwerb und zur Integration angeboten werden, sind es gerade sie, die sich häufig in ihren Communities verkriechen und nur wenig Kontakt zur Mehrheitsgesellschaft suchen, so die Beobachtung. Zu Integration gehört Interaktion: „Ich kann mich genau erinnern, wann ich micht das erste Mal richtig integriert gefühlt habe“, erzählt Tamriko Shoshyashvili: „Ich war mit einer Gruppe von Freunden unterschiedlicher Nationalität auf einer Party und habe nicht nur den Inhalt der Gespräche verstanden, sondern auch, warum die Leute an bestimmten Stellen lachen. Ich habe mich geborgen und aufgehoben gefühlt“, sagt sie.
Zur Integration gehört auch, dass man sich beteiligt
Ziel von Amal ist es, den Zusammenhalt und den Austausch in der Gesellschaft zu verbessern. Wir wollen, dass die neu angekommenen Geflüchteten sich möglichst schnell an der Gesellschaft und auch an der gesellschaftlichen Debatte beteiligen können. In diesem Zusammenhang spielt das Format des Amal Salon eine große Rolle. Hier werden Themen aufgegriffen und diskutiert. Es ist wichtig, dass auch diese Perspektive in den derzeit so aufgeheizten Diskurs über Migration und Integration einfließt.
Projekt Update Deutsch
Um das zu erreichen, muss man sprechfähig sein. In der Amal-Redaktion haben wir länger darüber diskutiert, wie wir unsere Leser:innen dazu ermutigen können, sich stärker an der Gesellschaft zu beteiligen. Manche haben kein Interesse, oft liegt es aber eher daran, dass sie sich nicht trauen. Wie gut eine Person Deutsch sprechen muss, um öffentlich reden zu können? Vielleicht ist die Hemmschwelle niedriger, wenn auch die Diskutant:innen auf dem Podium nicht ganz perfektes Deutsch sprechen? Auf jeden Fall ist dies einen Versuch wert.
Im Rahmen eines Projektes, das von European Center for Media and Press Freedom (ECMPF) gefördert wird, arbeitete das Team von Amal seit Anfang 2023 daran, die eigenen Kompetenzen in diesem Bereich zu verbessern. Ziel ist, die Positionen der Amal-Redaktion auch einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. So ging der Podiumsdiskussion ein intensiver Moderationsworkshop mit der bekannten Trainerin Caroline Schmidt-Gross voraus. Schritt für Schritt machen wir uns bereit, dass sich Amal immer mehr in die Diskussion einmischen kann. Es ist unsere Vorbereitung auf das Bundestagswahljahr 2025.