25/05/2023

Der König und der Löwe im Playmobilzirkus

Er ist wieder da! Der syrische Machthaber Baschar al-Assad betritt wieder die Arena der Weltpolitik – oder ist es eher die Manege eines billigen Zirkus? Wer sind die Zuschauer, wer die Clowns und wer der Zirkusdirektor? Vor allem aber: Wer zahlt den Preis der Tickets für diesen Auftritt?

Viele Syrer:innen in Deutschland machen sich Sorgen, was diese Schritte in Richtung Normalisierung der Beziehungen und die Rückkehr des Diktators in die Weltgemeinschaft für sie bedeutet. Die Rücknahme der Geflüchteten war Thema bei den Gesprächen der Arabischen Liga in Dschidda vergangene Woche. Wie werden sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Syrien weiterentwickeln? Wären Migrationsabkommen beziehungsweise Rücknahmevereinbarungen in absehbarer Zukunft auch mit Syrien denkbar? Khalid Al Aboud beschäftigt sich in seinem „Wort zum Sonntag“ mit der Einladung des Königs von Saudi Arabien an den „Löwen von Damaskus“ zur Rückkehr in die Arabische Liga. Wie er die Lage bewertet, drückt er auch in der Grafik aus, die hier als Titelbild verwendet wird. „Der König und der Löwe im Playmobilzirkus“ – so könnte der Titel lauten.

Hätten Sie Interesse, in ihrem Medium zum Thema Syrien oder zu anderen Themen einen Kommentar aus Amal-Perspektive zu veröffentlichen? Schreiben Sie uns!
info@amalberlin.de

„Meine Kunst ist wie die Lage im Iran!“

Ali Akbar Safaian ist ein sehr bekannter iranischer Bildhauer und Grafiker. Er verließ den Iran nach seinem Studium und lebte einige Jahre in Paris. Als 1979 die Revolution die Schah-Regierung hinwegfegte, kehrte er voller Hoffnung in seine Heimat zurück. Die Regierung der islamischen Republik ermunterte ihn, an der Kunsthochschule zu unterrichten. Doch er sah einen ständigen Konflikt aufziehen: Schließlich ist bildliche Darstellung nach Vorstellung vieler nicht mit dem Islam vereinbar und die iranischen Mullahs nicht unbedingt als Freunde moderner Kunst bekannt. Ali Akbar Safaian eröffnete eine Eisdiele und produzierte Eis nach italienischen Rezept. Doch – wie hätte es anders sein können – missfiel auch dies den neuen Machthabern und sie bezeichneten den Eismacher als Spion des Westens.  Seitdem lebt er in Deutschland und reflektiert in seiner Kunst die Lage im Iran. Seine Skulpturen sind schiefergrau und haben viele scharfe Kannten. Kürzlich wurde seine Arbeit in Berlin ausgestellt. Maryam Mardani hat mit ihm gesprochen. Hier geht es zum Video.

Kufta in Hildesheim

Sie sind 2015 nach Deutschland gekommen, wie so viele. Da die Lage in Syrien so ist, wie sie damals war und immer noch ist (siehe oben) suchten sie eine Perspektive. Zunächst fand Familienvater Mohammed al-Hafiz Arbeit in einem syrischen Restaurant. Bald entwickelte er den Traum eines eigenen Restaurants, in dem er mit seiner Familie gemeinsam sich etwas aufbauen konnte. Schnell gründeten sie eine Firma und servieren seitdem syrische Hausmannskost für die wachsende arabische Community und alle anderen, die auch gerne Kufta, Falafel und Manaqisch essen. „Unsere Kinder haben sich in Deutschland schnell eingelebt, Deutsch gelernt. Sie waren gut in der Schule und studieren jetzt. Ihr Erfolg gibt uns Kraft“, sagt Huda al-Hafiz, die Mutter der Familie. Anas Khabir hat ein Video über die Familie, ihr Restaurant und ihren Erfolg gedreht.

Video von Anas Khabir

Syrische Eltern wollen, dass ihre Kinder in der Schule erfolgreich sind, aber….

Das Zitat von Huda al-Hafiz aus dem Video oben ist typisch für viele 2015 angekommenen Geflüchtete aus Syrien: Viele Familien haben alles daran gesetzt, dass ihre Kinder sich schnell in die Schule integrieren, Deutsch lernen und Erfolg haben. Dieser Erfolg ist es, der die Eltern die Strapazen, das Heimweh und das Gefühl, nicht 100 Prozent willkommen zu sein, vergessen lässt. In vielen Fällen hinterlässt der Erfolg der Kinder aber einen bitteren Beigeschmack, denn viele Jugendliche verlieren auf diesem Weg ihre Verbindung zum Heimatland. Mit Arabischprogrammen, Wochenendkursen und Privatlehrer versuchen viele Familien, ihren Kindern zumindest die Fähigkeit, Arabisch zu verstehen, zu erhalten. Oft allerdings gegen den Widerstand der Jugendlichen. Schnell knallt es, denn die Erwartungen der Eltern und die Ideen der Kinder passen nicht immer gut zusammen. Amal-Redakteurin Amloud Alamir diskutiert dies Thema mit Lina Al-Yassin, die seit vielen Jahren in Berlin Arabischprogramme für Jugendliche anbietet. Hier geht es zum Video.

Video von Amloud Alamir
Bilder: Amal

Amal berichtet auf Arabisch, Farsi/Dari und Ukrainisch über alles, was in Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main wichtig ist. Gerne übersetzen wir einzelne Artikel auch ins Deutsche und stellen sie Redaktionen gegen Honorar zur Verfügung.
Bitte wenden Sie sich per Mail an:
info(at)amalberlin.de