14/05/2023

Warum fotografieren Ukrainerinnen so viele Blumen?

unsere ukrainische Kollegin Olena Iskorostenska hat ihren Handyspeicher aufgeräumt und ist dabei noch einmal ganz zurückgegangen: Ihre ersten Fotos, die sie nach ihrer Ankunft gemacht hat, sind im Palmengarten in Frankfurt entstanden. Blumen, Blumen, Blumen. Auch ansonsten ist ihre Fotogalerie seit Februar 2022 voller Blüten, Blätter und Knospen. Erstaunlich, oder? Da ist eine Journalistin aus der Ukraine vor Bomben und Krieg geflohen und hat nichts anderes zu tun, als Blumen zu fotografieren. Olena Iskoronstenska fragt ihre Freundinnen und Bekannte und stellt fest: Auch sie haben sich im vergangenen Jahr zu Blumenfotografinnen entwickelt. Oder, um genau zu sein: Viele haben schon in Kiew und Lwiw und in ihren anderen Heimatorten Blumen aufgenommen, aber im deutschen Exil ist dies zu einer wahren Leidenschaft geworden. Warum? Die Psychologin Kateryna Fainina erklärt dies mit der besonderen psychischen Lage der Frauen: „Blumen stehen für Schönheit und Leben. In den Zeiten des Krieges brauchen wir etwas, um unsere Gedanken auf etwas Positives zu lenken“, sagt sie im Interview. Zudem stehen blühende Pflanzen dafür, dass man sein Leben nicht vergeuden darf. „Blumen blühen auf, erfreuen die Menschen mit ihrer Schönheit und ihrem Überfluss, dann verwelken sie wieder“, sagt sie. Die Menschen würden so daran erinnert, dass es gilt, den Moment zu leben und das Beste daraus zu machen, statt Pläne auf später zu verschieben. Vielleicht passt genau dies zum Lebensmotto vieler ukrainischer Frauen, die derzeit in Deutschland leben.


Hier geht es zum Artikel auf Ukrainisch.

Soweit weg wie möglich!

Nicht nur bei unseren ukrainischen Leser:innen, auch in den anderen Communities beobachten wir derzeit diesen Trend, den Augenblick zu genießen. Schuld daran ist neben der allgemeinen Stimmung natürlich das 49 Euro-Ticket. Unser Reporter Parwiz Rahimi wollte es ausreizen und hat seinen Urlaub in Rerik an der Ostsee verbracht.

Hier beschreibt er seine Erlebnisse als überzeugter Mainhattener im deutschen Ostsee-Urlaubs-Glück.

Das Wetter ist kalt und der Regen horizontal? Egal! Die Landschaft noch winterkarg und die Menschen eher verschlossen? Auch egal! Hauptsache Urlaub und Hauptsache Abenteuer.

Reisen mit Rollstuhl: Mehr als Abenteuer

Unsere Kollegin Samah Shaghdari sitzt im Rollstuhl und zählt zu den bekanntesten Aktivist:innen, die sich für mehr Rechte von Geflüchteten mit Behinderung einsetzen. In ihrem Artikel beschreibt sie aus eigener Erfahrung und sehr plastisch, wie schwierig es ist, in ihrer Situation mobil zu sein. Wie oft kam sie heillos zu spät, weil der Fahrstuhl im Bahnhof defekt war. Wie oft war ihr dies so peinlich, weil sie weiß, wie empfindlich in Deutschland viele auf Unpünktlichkeit reagieren, dass sie den Termin dann lieber kurzfristig absagte? Wie viel Überwindung kostet es sie manchmal, Passant:innen anzusprechen, ihren schweren Rollstuhl anzuheben, um ihr über eine Schwelle zu helfen? Zugleich gehört Samah Shaghdari zu den Menschen, die diese vielen Hindernisse in Kauf nehmen. Denn – wie sagte die ukrainische Psychologin: Das Leben ist zu kurz, um es aufzuschieben.

Wir lassen es nicht zu, dass ihr uns vergesst!

Saeed Maysara von der Organisation Ombaya e.V. lebt schon lange in Deutschland und beobachtet von hier die Lage in seinem Heimatland Sudan. Im Interview mit Amloud Alamir beschreibt er, was er für die Ursache des aktuellen Konfliktes im Sudan hält. Besonders interessant: Er beschreibt, wie die mitiärisch-islamistischen Regime der Vergangenheit alles daran gesetzt haben, dass Sudan nicht auf dem Schirm der Weltöffentlichkeit erscheint und sie so in Ruhe machen können, was sie für richtig halten. Hier geht es zum Interview mit deutschen Untertiteln.

Video Amloud Alamir
Bilder: Amal

Amal berichtet auf Arabisch, Farsi/Dari und Ukrainisch über alles, was in Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main wichtig ist. Gerne übersetzen wir einzelne Artikel auch ins Deutsche und stellen sie Redaktionen gegen Honorar zur Verfügung.
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