25/02/2021

Der Name der Stadt Koblenz wird sich ins kollektive Gedächtnis der Syrer*innen einbrennen

Das Urteil ist gefallen: Im weltweit ersten Prozess um Mord und Folter durch den syrischen Staat hat das Oberlandesgericht Koblenz den Mitangeklagten Eyad A. wegen Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. A. soll im Herbst 2011 mit Kollegen 30 Demonstranten festgenommen und in das Gefängnis begleitet haben – in dem Wissen, was sie dort an Folter erwartet.

Für viele der neuangekommen Syrer*innen in Deutschland ist dieser Prozess und dieses Urteil sehr wichtig. Es steht für sie für Sicherheit, einen Neuanfang und die Hoffnung auf Gerechtigkeit.

Alle, die nach Deutschland eingereist sind, wurden von der Polizei befragt: Haben sie Informationen über Verbrechen gegen die Menschlichkeit? Haben sie etwas beobachtet? Beweise? Namen? Viele Informationen sind so beim BKA gelandet, es wird ermittelt, Zeugen werden befragt. Allzu oft haben die Betroffenen aber auch Angst: Was passiert mit ihren Familien in Syrien, wenn sie hier in Deutschland gegen Angehörige des syrischen Regimes aussagen? Es gibt Berichte, dass der Geheimdienst in solchen Fällen blutige Rache genommen hat. Auch von Einschüchterungen durch syrischen „Schabicha“ in Deutschland ist die Rede.

Diese Angst führt dazu, dass Informationen zurückgehalten werden. Der Prozess in Koblenz ist daher auch für die weiteren Verfahren wichtig: Gibt es Gerechtigkeit? Ist das Urteil mit viereinhalb Jahren Haft gewichtig genug, um die rechtliche Aufarbeitung des Grauenes in Syrien in eine neue Phase zu bringen?

Amloud Alamir ist für Amal in Koblenz. Sie berichtet vom Urteil, spricht mit Anwält*innen, Beobachter*innen und Aktivist*innen. Dieses kurze Video hat sie uns heute morgen geschickt. Hier unsere erste Eilmeldung zum Urteil:

Zum Tag der Muttersprache

Es ist ein merkwürdiger Jahrestag, aber einer, der bei vielen Mitgliedern der Amal-Redaktion mit Gefühlen verbunden ist. Khalid Alaboud beschreibt  das Problem, das viele neuangekommene Eltern in Deutschland haben: Sie wollen ihren Kindern helfen, möglichst schnell Deutsch zu lernen. Viele sprechen daher in der Familie Deutsch oder versuchen es zumindest. Gilt es doch als Stigma, wenn Kinder zu Hause eine andere Sprache sprechen. Dabei zeigen Studien, dass Menschen leichter neue Sprachen lernen, wenn sie ihre eigene Sprache gut beherrschen. „Sprecht mit Euren Kindern nicht Deutsch!“, so das Fazit von Khalid Alaboud. Hier geht es zu seinem Artikel.

Maryam Mardani aus dem Iran interessiert sich für einen ganz anderen Aspekt des Themas. Sie beschreibt, wie sie selbst als Kind anfing Englisch zu lernen. Eine interessante Hassliebe entsteht zwischen ihr und der neuen Sprachen. Sie benutzt den Begriff der „Stiefmuttersprache“. Hier geht es zu ihrem Artikel.

Wir müssen über alles Diskutieren!

Amal Farrag Hassan ist Schriftstellerin aus Libyen und Mutter von drei Teenies. In ihrem Beitrag zum 10. Jahrestag des Beginns der Revolution in Libyen schreibt sie, was von den 2011er-Ideen bis heute überlebt hat. „Ganz klar, wir akzeptieren keine Diktaturen mehr und das gilt bis in die Familien hinein!“. Hier geht es zu ihrem Artikel auf Arabisch. Nazeeha Saeed, Journalistin aus Bahrain schreibt über ihre Erinnerungen an die aufregenden Tage von Lulu-Square in Manama. Für sie ist es die Wertschätzung des freien Wortes und der Pressefreiheit, die sie bis heute Gültigkeit behalten hat. Hier geht es zu ihrem Artikel auf Arabisch.

 

Fotos: Nouh Ibrahim, Amloud Alamir

 

Amal, Berlin! berichtet auf Arabisch und Farsi/Dari über alles, was in Berlin wichtig ist. Gerne übersetzen wir einzelne Artikel auch ins Deutsche und stellen sie Redaktionen gegen Honorar zur Verfügung.

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