illustrations: Noah Ibrahim
31/01/2021

Vor zehn Jahren….

Erinnern Sie sich an den 27. Januar 2011? Das war ein Tag, an dem in der arabischen Welt viele Menschen aufgeregt die Luft anhielten. Zwei Wochen zuvor war etwas Unglaubliches passiert: Der tunesische Langszeitpräsident Zine Abdine Ben Ali war nach wochenlangen Protesten in ein Flugzeug gestiegen und ins Exil aufgebrochen. Daraufhin mobilisierten Aktivist*innen in der ganzen arabischen Welt. In Ägypten brodelte es schon lange: krasse Polizeigewalt, Perspektivlosigkeit und das Gefühl, keine Würde zu haben, frustrierte die Jugend der „Generation Mubarak“. Sie hatten in ihrem ganzen Leben keinen anderen Präsidenten erlebt als ihn. Für den 25. Januar mobilisierten Aktivistengruppen über Facebook und es passierte das Unglaubliche: Hunderttausende folgten dem Aufruf und die Polizei ließ sie den Tahrirplatz im Zentrum Kairos erobern. Zelte wurden aufgeschlagen, Gitarren herausgeholt. Zum ersten Mal entstand Tahrir-Stimmung. Nach Mitternacht wurde der Platz geräumt, aber es war etwas entstanden, was man den Menschen nicht mehr nehmen konnte: Hoffnung. Für den 28.1. wurde zur nächsten großen Demo aufgerufen: Zum Freitag des Zorns. Der 27.1. war der Tag vor dem großen Tag, ein Tag, an dem Stiller herrschte, geschäftige Stille. Die Aktivist*innen waren mit Demo-Vorbereitungen beschäftigt und damit, Proxyserver klarzumachen, denn auch die Regierung und die Polizei war mit Vorbereitungen beschäftigt. Es sollte klare Kannte gezeigt werden: Am Morgen des 28.1.2011 war Ägypten lahmgelegt. Handynetz und Internet ausgeschaltet. So wollte die Regierung den Protest verhindern. Das Gegenteil war der Fall. Der 28.1.2011 war nicht nur der Tag, an dem die Revolution in Ägypten begann, viele sagten, es sei der Tag gewesen, an dem sie ihre Angst verloren. An die 18 Tage des Protestes in Ägypten und den Sturz von Hosni Mubarak erinnern sich wohl fast alle. Die Proteste im Jemen bekamen nicht so viel Aufmerksamkeit. Auch in Sanaa war der 27.1. 2011 ein ganz besonderer Tag: Zum ersten Mal gingen dort Massen auf die Straße und forderten den Rücktritt des Präsidenten.

Ohne Arabellion wären wir nicht hier

Für uns bei Amal spielen die Ereignisse vor zehn Jahren, der sogenannte Arabische Frühling eine wichtige Rolle. Fast alle in unserem arabischen Team waren irgendwie an den Protesten beteiligt und der Blick zurück läßt „Was wäre gewesen, wenn“-Stimmung aufkommen. Gemixt mit CORONA-Blues ist das keine gute Mischung und so haben wir uns eine andere Frage gestellt, um darüber eine Serie zum Thema zehn Jahre danach zu machen: „Welche positiven Ideen, Träume, Bewegungen sind damals entstanden und spielen heute noch eine Rolle?“ Derzeit finden Sie auf unseren Seiten Beiträge mit Stimmen von in Deutschland lebenden Tunesier*innen, Ägypter*innen und Jemenit*innen. Auch über die anderen Staaten der Arabellion sind Beiträge geplant. Nach dem Sturz von Hosni Mubarak in Ägypten gab es kein Halten mehr: Auch in Bahrain, Libyen und schließlich auch in Syrien gingen die Menschen auf die Straßen.

Tunesien: Die Situation wird schlimmer nicht besser

Es sei nicht nur so, dass sich kaum etwas verbessert habe, was soziale Gerechtigkeit und Zukunftsperspektiven für die Jugend angehe, nein, die Situation verschlechtere sich sogar zunehmend, so die Journalistin Amna Bouchaiba. Sie lebt zwischen Deutschland und Tunesien. Im Gespräch mit Samer Masouh erwähnt sie dann aber doch einen Bereich, in dem sich vieles verbessert habe, in dem der Traum der Revolution zumindest teilweise in Erfüllung gegangen ist: Frauen haben in Tunesien mehr Rechte und ihre gesellschaftliche Stellung hat sich verbessert.

Weg ohne Blick zurück oder das Erwachen aus dem Januartraum

Asmaa Yousuf schreibt über das, was von der Revolution in Ägypten übriggeblieben ist. Sie hat mit Aktivist*innen aus Kairo gesprochen, die – genauso wie se selbst – von der Revolution nach Berlin geschleudert wurden.

„Der Arabische Frühling war eine schöne Sache“

Interview mit dem jemenitischen Aktivisten Naguib Ahmad Al-Saedi, der von Deutschland aus dafür kämpft, den Krieg im Jemen zu beenden.

Amal ist jetzt auch in Köln!

CORONA hat auch gute Seiten. So können wir derzeit auch Praktikant*innen aufnehmen, die nicht in Berlin oder Hamburg wohnen. Zum Beispiel Ziyad Farman, der in Köln studiert und jetzt studienbegleitend bei uns als Praktikant mitarbeitet. Ziyad Farman ist ein bekannter YouTuber, der viel über Jugend- und Integrationsthemen und aus der Jesidischen Community berichtet. In seinem ersten Video für Amal hat er sich auf der Straße umgehört: Was waren gute Momente 2020?

Mutationen, Impfstoffmangel und die Frage nach der richtigen Maske

Auch diese Woche haben wir wieder die wichtigsten Themen rund um CORONA und CO so zusammengefasst, dass unsere Leser*innen gut informiert durch den Pandemie-Alltag kommen.

Der Behördendschungel ist durch CORONA noch mehr gewachsen

So ähnlich würden es manche von denen beschreiben, mit denen Noorullah Rahmani in den letzten Tagen gesprochen hat. Wer noch nicht gut Deutsch kann oder aus anderen Gründen Hilfe braucht, um Anträge und Formulare auszufüllen, hat es in CORONA-Zeiten doppelt schwer. Da findet man niemand auf dem Flur zum Bürgeramt, der mal schnell beim Ausfüllen hilft. Da kann man nicht mal eben die Sachbearbeiterin um Hilfe bitten. Hier geht es zu seinem Text auf Dari.

Mein größter Traum: Einen Karate-Club finden!

Unser nächstes Thema geht in eine ähnliche Richtung. Eine Familie kommt neu nach Hamburg. Ihr kleiner Sohn war in Afghanistan ein erfolgreicher Karate-Kämpfer. An der Elbe ist er ein Kind, das kein Wort versteht und niemanden kennt. Niemand weiß, was in ihm steckt. Das will er ändern und er macht sich auf die Suche nach einem Karate-Club. Doch wie findet man so einen, wenn man nichts versteht und niemanden kennt? Noch dazu in CORONA-Zeiten? Nilab Langer hat seine Suche aufgeschrieben und, weil sie gerne Geschichten mit Happy End mag, hat sie ihm schließlich bei der Suche geholfen. Hier geht es zu ihrem Text auf Dari.

Fotos: Nouh Ibrahim, Anas Khabir, Hossam al Hamalaw, Privat

Amal, Berlin! berichtet auf Arabisch und Farsi/Dari über alles, was in Berlin wichtig ist. Gerne übersetzen wir einzelne Artikel auch ins Deutsche und stellen sie Redaktionen gegen Honorar zur Verfügung.

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