Foto: Amal, Hamburg!
13/11/2019

Viele Wege auf den Arbeitsmarkt

Heute Abend findet im KörberForum in Hamburg eine Veranstaltung zu „Chancen im Exil“ statt. Dabei geht es um Wege in den deutschen Arbeitsmarkt. Es diskutieren Petra Lotzkat, Staatsrätin der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, Julia von Weymarn, Geschäftsführerin von leetHub St. Pauli e.V. und Faisal Hamdo, Physiotherapeut und Autor. Organisiert wird der Abend von der Körber-Stiftung in Kooperation mit Amal, Hamburg! und dem Hamburger Abendblatt. Wenn Sie Lust haben, kommen Sie doch spontan noch vorbei (KörberForum, Kehrwieder 12, 20457 Hamburg, ab 19 Uhr).

 

Wie der Vater, so der Sohn?

In Vorbereitung auf diesen Abend haben die Amal-Reporter Menschen getroffen, die sich auf ganz unterschiedliche Weise auf den Weg in den deutschen Arbeitsmarkt begeben haben. Ahmad Alrifaee war zu Besuch beim Schneider Abu Mahmoud, einem Syrer, der gerade dabei ist, sich in Hamburg selbständig zu machen. Abu Mahmoud hat das Handwerk von seinem Vater gelernt, so wie der es von seinem Vater lernte. Schon als kleiner Junge war Mahmoud in der Werkstatt dabei, half hier, half da, und sein Vater sorgte dafür, dass die Fähigkeiten seines Sohnes von Tag zu Tag ein ganz klein bisschen besser wurden. Doch dann kam der Krieg und die Flucht, und die alte Werkstatt der Familie ist heute für Abu Mahmoud unerreichbar. Jetzt möchte er in Hamburg neu anfangen. Nicht irgendwas. Nein, er will weiter Schneider sein, sich selbständig machen und eine eigene Werkstatt haben.

Und die Familientradition in Deutschland weiterführen? Der Sohn von Abu Mahmoud ist noch klein, eigentlich ist es zu früh, sich jetzt schon Gedanken zumachen. Aber manchmal, wenn Abu Mahmoud den Jungen sieht, dann kann er nicht anders als zu überlegen, wie das sein wird? Wird auch er wie selbstverständlich in die Werkstatt hineinwachsen? Oder sind die Umstände in Deutschland zu anders, als das die Familientradition hier weiter gelebt werden kann? Abu Mahmoud sagt: „Bevor ich über diese Frage nachdenke, muss ich die Schneiderei erstmal aufbauen und zum Erfolg führen.“

 

Lehre sichert Aufenthalt

Nilab Langar hat einen jungen Afghanen getroffen, der gerade eine Ausbildung als Pflegeassistent macht. Farid Agha Rouf erzählt, wie schwierig es war, diesen Ausbildungsplatz zu bekommen. „Ich konnte anfangs ja kaum Deutsch“, sagt er. Es dauerte lange, bis er die Sprache soweit beherrschte, dass er sich erfolgreich bewerben konnte. Doch jetzt ist diese Hürde genommen. Die Ausbildung gefällt ihm – und auch, dass sie seine Bleibe-Perspektive deutlich verbessert.

Knut Böhrnsen von der Agentur für Arbeit bringt Menschen wie Farid Agha Rouf mit Ausbildungsbetrieben zusammen. Viele, die in den vergangenen Jahren aus Syrien, Afghanistan oder dem Iran nach Deutschland gekommen sind, sprechen inzwischen gut Deutsch. Noch immer gibt es freie Ausbildungsplätze, sagt Böhrnsen. Zum Beispiel in der Pflege.

Mohammed Ali arbeitet heute in der Pflegedienstleitung eines Seniorenheims der Pflegewelt. Er sagt: „Asylbewerber spielen in unserer Branche eine wichtige Rolle, sowohl als Pflegeassistenten als auch als Pfleger und im Pflege-Management. Der Einstieg ist allerdings für viele schwer. Die Ausbildungssysteme in Afghanistan und Deutschland zum Beispiel sind so unterschiedlich, dass in vielen Fällen die Abschlüsse nicht anerkannt werden.“

Info-Börse vor Ort

Diese und andere Themen werden heute Abend im KörberForum diskutiert. Im Anschluss an das Podiumsgespräch sind etliche Hamburger Organisationen und Institutionen noch für Gespräche vor Ort und informieren Geflüchtete und auch Unternehmen, damit der Weg in den deutschen Arbeitsmarkt gelingt.