27/08/2020

Kehren Sie bloß nicht nach Syrien zurück!

Eigentlich bemühen wir uns in diesem Newsletter, optimistisch an die Nachrichtenlage der vergangenen Woche heranzugehen und das bietet sich ja gerade jetzt an, wo überall die Frage diskutiert wird: “Haben wir es geschafft?”. Dazu später mehr.

Anfangen werden wir mit der Geschichte einer Familie, die es nicht geschafft hat. 2014 kamen sie aus Syrien nach Deutschland, fanden sich nicht zurecht und entschlossen sich daher, nach Syrien zurückzukehren. Das war 2016. Seitdem sind sie spurlos verschwunden. Weder die Menschenrechtsorganisation, die ihnen von der Rückkehr abgeraten hatte, noch ihre Freunde und Verwandten hörten je wieder von ihnen. Letzte Woche nun wurden die grausigen Vermutungen bestätigt, so Mohammed Kasem Hendawi, Vertreter einer kleinen arabischen Menschenrechtsorganisation: “Alle vier, Erwachsene und Kinder sind tot. Offensichtlich wurden sie direkt nach ihrer Ankunft am Flughafen in Syrien verhaftet”. Er wendet sich daher mit einem eindringlichen Apell an die Syrer und Syrerinnen in Deutschland: “Kehrt nicht nach Syrien zurück! Auch eine Besuchsreise ist derzeit viel zu riskant!”, sagt er. Anas Khabir berichtet darüber und sein Bericht hat auf unserer Facebookseite zu einer heftigen Diskussion geführt. Auffallend daran ist: Einige der Beiträge kommen ganz offensichtlich von Facebook-Accounts aus dem Umfeld der “Schabiha – der Phantome” im Auftrag der syrischen Regierung. Hier geht es zum Video und den Kommentaren.

“Ich träume davon, Mama Deutsch beizubringen!”

Das zweite Video, das wir Ihnen hier empfehlen wollen, erzählt die entgegengesetzte Geschichte. Auch hier geht es um eine Familie, die aus Syrien nach Deutschland kam und mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen hat. So leben die Eltern mit ihren fünf Kindern bis heute in einem Zimmer in einer Flüchtlingsunterkunft. An eine Party zur Einschulung ihres Sohnes am vergangenen Samstag hatten sie daher gar nicht gedacht. Immerhin war der Besuch unserer Reporterin Amloud Alamir Anlass, über ihre Träume und Hoffnungen zu sprechen. Sie stellte folgende Liste zusammen: Die Mutter träumt davon, dass ihre Kinder in Deutschland erfolgreich in guten Jobs arbeiten, für sich selbst erhofft sie neue Möglichkeiten, wenn sie Deutsch gelernt hat. Eine Tochter möchte gerne Ärztin werden und der kleine Sohn? Er will in der Schule Freunde finden und seiner Mutter Deutsch beibringen.

Haben wir es geschafft?

Der Frage dieser Tage gehen Abbas Al Deiri und Jalal Hussaini nach. Abbas Al Deiri hat sich in der arabischen Community umgehört. “Eigentlich läuft es gut, nur die Bürokratie macht uns das Leben schwer”, sagt einer. “Die Deutschen verzweifeln selbst an ihren Paragrafen im Ausländerrecht”, sagt ein anderer. Jalal Hussaini hat sich auf eine ganz besondere Gruppe von Neuangekommen konzentriert. Wie geht es Kulturschaffenden? Haben sie es leichter oder ist es für sie noch schwerer, hier etwas zu schaffen? Diese beiden Texte stellen wir gerne gegen ein kleines Honorar auch anderen Medien zu Verfügung. Sagen Sie einfach Bescheid und wir übersetzen sie so, dass sie rechtzeitig zum “Wir haben es (fast) geschafft!”-Jahrestag in Ihrer Zeitung stehen kann.
Schreiben Sie uns einfach!

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Es geht auch nett

In der letzten Zeit ist der Ton noch ein bisschen rauer geworden. Das gilt auch für die syrische Community in Deutschland. Unterschiedliche politische Haltung und auch einfach persönlicher Streit und Missgunst führen zu aggressiver Stimmung und oft eskalieren Diskussionen. Umso erstaunter war Samer Masouh, als er eine Veranstaltung des Projektes Sada besuchte und dort ein Interview mit Amer Katebe machte. Bei den Diskussionen über Syriens Zukunft steht da gegenseitiges Zuhören und freundlicher Umgang miteinander im Vordergrund. Geht doch! so das Fazit von Samer Masouh. Hier geht es zu seinem Text auf Arabisch.

Amal, Salon! lädt ein

Diese Woche haben wir den afghanischen Filmemacher Ghafar Fidiar zu Gast. Er erzählt von seiner Arbeit und zeigt uns Ausschnitte aus seinen Filmen. Wann Donnerstag, den 27.8.2020 um 19 Uhr auf Facebook.

Amal, Berlin! berichtet auf Arabisch und Farsi/Dari über alles, was in Berlin wichtig ist. Gerne übersetzen wir einzelne Artikel auch ins Deutsche und stellen sie Redaktionen gegen Honorar zur Verfügung.

Bitte wenden Sie sich per Mail an:
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Fotos/Illustration: Hannah Newbery, Anas Khabir, Amloud Alamir