Illustration: Noah Ibrahim
30/01/2020

Grün, grün, grün…alles, was unsere Leser und Leserinnen besonders lieben.

Online-Journalismus hat seine eigene Magie und ist vor allem voller Überraschungen. Welche Art von Beiträgen bekommt bei Facebook besonders viele Likes? Wie kann man Leserinnen und Leser verführen, auf einen Beitrag zu klicken? Wie bekommt man sie dazu, die Stories nicht nur anzuschauen, sondern auch zu lesen? Erfährt man dies nur durch Ausprobieren und Erfahrung? Braucht es Expertenwissen? Oder ist es einfach Zufall oder womöglich Glück? In der vergangenen Woche haben wir mal wieder über solche Fragen gegrübelt. Der Grund: Wir hatten gleichbleibend gute Ergebnisse für unsere Beiträge und Nachrichten und dann waren da aber zwei Stories. Die gingen durch die Decke:

Bürgschaft, dauerhaftes Bleiberecht und deutsche Staatsbürgerschaft

der Titel enthält die drei Schlagwörter, die für Menschen, die – so wie viele unserer syrischen Leserinnen und Leser – 2015 nach Deutschland gekommen sind, gerade von besonderen Interesse sind. Sie sind angekommen, haben sich eingelebt und jetzt geht es darum, wie sie auf die Dauer seßhaft werden können. Der Erfolg des Videos erklärt sich auch durch den Interviewgast: Nahla Osman, die hier von unserer Redakteurin Amloud Alamir interviewt wird, ist eine sehr bekannte und angesehene Anwältin, die auf Bleiberecht und Asyl spezialisiert ist. Anders gesagt: Wir hatten damit gerechnet, dass der Beitrag gut laufen würde. Dass er 127 000 Views und mehr als 2500 Likes bekommen hat, übertrifft trotzdem unsere Erwartungen. Woran liegt das?

 

 

Warum will niemand bei der Polizei arbeiten?

Das war die Schlagzeile unseres zweiten Top-Beitrags der Woche. Es handelte sich um einen Bericht aus unserer Nachrichtenredaktion. Darin geht es um die Nachwuchssorgen der Berliner Polizei und mit welchen Mitteln die Personalabteilung um junge Menschen wirbt. Mehr als 22 000 Mal wurde der Beitrag angeklickt. Die große Mehrheit der knapp 200 Kommentare sind Nachfragen: „Wie kann ich mich bewerben?“, „Können auch Leute wie ich Polizisten werden?“. Wer hätte das gedacht? Natürlich legen wir nach und versuchen, die Erfolgswelle mit weiteren Beiträgen in dieser Richtung weiterzureiten. Dabei ist eines sicher: die nächste Überraschung kommt bestimmt. Online-Publikum ist launisch und der Facebook-Algorithmus lässt sich nicht vorhersagen. Was wohl der nächste Knüller wird? Hier geht es zum Beitrag über die Polizei.

 

Grün, grün, grün….

der Titel dieses Newsletters hat natürlich nichts mit der Polizei zu tun. Die trägt in Berlin blaue Uniformen. Was ist dann grün? Die Landwirtschaftsmesse natürlich, was sonst? Wir haben ausführlich darüber berichtet. Unter anderem mit einem Video von Dawod Adil. Er zeigt, dass es sich bei der Grünen Woche längst auch um ein afghanisch-iranisches Event handelt. Er hat sich bei Geschäftsleuten und Produzenten aus der Region umgeschaut. Der Begriff „regionale Produkte“ wird hier von uns einmal etwas anders verwendet als sonst.

 

 

Aus Auschwitz lernen

75 Jahre Befreiung von Auschwitz, die Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Israel und die Diskussion um die Frage, wie in Zukunft die Erinnerung an den Holocaust wach gehalten werden kann, beschäftigt natürlich auch uns. Viele Neuangekommene aus Syrien, Iran und Afghanistan sehen die deutsche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit als insgesamt schwieriges Thema. Allzuleicht läßt sich da mit einer falschen Bemerkung Unmut erwecken. Viele machen deswegen einen Bogen um das Thema. Dabei finden viele die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, mit den Verbrechen der Täter und dem Leiden und Trauma der Opfer bewundernswert. „Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen“, schreibt daher Khalid Alaboud in seinem Kommentar und bezieht sich auf die anstehende gesellschaftliche Auseinandersetzung in Syrien. Hier geht es zu seinem Kommentar auf Arabisch.

Von meinem Vater lernen

besonders empfehlen möchten wir noch den Kommentar unserer Kolumnistin Samah Alshaghdari aus Hamburg. Sie erinnert darin an ihren verstorbenen Vater und dessen große Stärke: Das Weinen. Heult doch endlich mal! empfiehlt sie allen Männern. Ganz nebenbei handelt der Kommentar auch von einem Thema, das mindestens so tabuisiert und schambehaftet ist, wie männliche Tränen: Sie beschreibt ihre Behinderung und den den Umgang ihrer Familie damit. Sehr persönlich, sehr stark und zugleich sehr poetisch. Hier geht es zu ihrem Artikel auf Arabisch.

 

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Bildnachweis:  Noah Ibrahim Dawod Adil, Anas Khabir