Der syrische Jugendliche Muhammad Al-Muhammad wollte nur eines: Leben retten. Als eine Frau am Hamburger Hauptbahnhof mit einem Messer auf Reisende losging, griff der 19-Jährige ein – obwohl er Angst vor der Polizei hatte. Nicht Ruhm, nicht Dank – der Wunsch zu helfen trieb ihn an.
Mut statt Wegrennen
Der syrische Jugendliche Muhammad stammt aus dem Süden Aleppos und lebt heute in Buchholz in der Nordheide. Am Tag des Angriffs wartete er auf seinen Zug, als plötzlich Panik ausbrach: Eine Frau stach mit einem Messer um sich. Während andere flohen, stellte er sich der Angreiferin entgegen – gemeinsam mit einem Mann aus Tschetschenien. Sie konnten die Frau überwältigen und bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. So verhinderten sie weitere Verletzte. Insgesamt 18 Verletzte zählte die Polizei nach der Messerattacke, vier davon schwebten zeitweise in Lebensgefahr, sind inzwischen aber stabil.
„Ich wollte nur helfen“
Im Gespräch mit dem Portal Amal, Berlin! sagte Muhammad:
„Ich wollte den Menschen helfen – das war mein einziger Gedanke. Nicht, wie ich als syrischer Flüchtling wahrgenommen werde.“
Nach dem Vorfall sprach der syrische Jugendliche mit der Polizei und man nahm seine Aussage auf. Seine Erklärung: Er habe aus Sorge um die Menschen reagiert. Die Beamten bedankten sich – mit einem Cappuccino. Auch die Medien lobten seine Tat: Ein Musterbeispiel für Zivilcourage, hieß es. In sozialen Netzwerken erhielt Muhammad Unterstützung – von Deutschen und Syrern gleichermaßen.
„Alle Nachrichten, die mich erreichten, waren positiv: ‚Du bist ein Held, du bist mutig, wir sind stolz auf dich.‘ Das hat mir gezeigt: Ich gehöre zu dieser Gesellschaft.“
Der syrische Jugendliche lebt in Unsicherheit
Muhammad bekommt Anerkennung für seinen Mut und für seine Zivilcourage. Er gilt als Vorbild. Doch er lebt in großer Unsicherheit. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, er hat nur eine Duldung. Er darf nicht arbeiten und verbringt die meiste Zeit zu Hause.
„Ich wünsche mir, dass es für Syrer einfacher wird, ihr Studium fortzusetzen. Wir sind ein großartiges Volk – aber wir fühlen uns oft alleingelassen“, sagt er.
Neben finanziellen Problemen belasten ihn vor allem die Trennung von der Familie, die unklare Zukunft und das Gefühl, von Behörden nicht ernst genommen zu werden.
Rund um den Messerangriff vom Hamburger Hauptbahnhof, die Identität der psychisch kranken Angreiferin und die Rolle von Muhammad al Muhammad gibt es auf Social Media inzwischen viele Falschmeldungen. Das Interview mit dem 19jährigen führte Amal-Reporter Anas Khabir. Er widerlegt damit die Behauptungen, die Rettungsaktion der beiden mutigen Männer sei ein Fake. Vergleiche Bericht auf Tagesschau.
Artikel ist eine Übersetzung des arabischen Artikels: aus Amalberlin.de, Amalhamburg.de, amalfrankfurt.de