22/05/2024

Leute, auf Euch kommt es an!

In der arabischen Community sind in den vergangenen Monaten viele auf Abstand zur Bundesregierung gegangen. Nicht wenige denken sogar darüber nach, Deutschland zu verlassen oder sind innerlich bereits ausgereist. Der Grund: Die deutsche Haltung im Gaza-Krieg und das Gefühl, dass die Position der arabischstämmigen Bevölkerung in Deutschland nicht genug gehört wird.

Diese Haltung der arabischen Community zeigt sich auch, wenn wir mit Leser:innen sprechen und ganz klar wird sie formuliert, wenn wir unsere Zielgruppe zu den anstehenden Wahlen zum europäischen Parlament fragen. Viele sind enttäuscht: Nun dürfen sie endlich wählen, aber angesichts der Weltlage haben sie gerade gar keine Lust dazu.

So sieht es aus, aber wir wollen es so nicht stehenlassen. So haben wir uns aufgemacht und haben unseren Politik-Experten um Rat und Einschätzung gebeten. Was beim öffentlich-rechtlichen TV Karl-Rudolf Korte ist, ist bei uns Yousef Thoma aus Frankfurt. Seit vielen Jahren engagiert er sich in der SPD und er ist ein guter Beobachter, angesehener Analytiker und gern gefragter Interviewpartner zu Wahl-Themen. In unserer Redaktion wird er respektvoll Onkel Yousef genannt. Im Interview mit Haytham Abo Taleb fordert er die arabische Community auf, nicht aufzugeben und genauer zu differenzieren.

„Im Moment sind viele auf Abstand gegangen zur Politik Deutschlands. Der Grund ist das, was in Gaza passiert. Viele kritisieren die Politik. Das ist ihr Recht! Das ist aber kein Grund, die Idee aufzugeben, in Deutschland zu leben und sich zu beteiligen. Im Gegenteil: Jetzt ist Zeit, sich einzubringen und mitzugestalten!“

und

„Diese Wahlen jetzt sind fast noch wichtiger als die letzten Wahlen zum Landtag. Jetzt geht es darum, dass wir Europa nicht Rechtspopulisten überlassen. Es kommt darauf an, dass wir alle mitwählen, dass wir es verhindern!“

und

„Zur Demokratie gehört dazu, dass man mitmacht. Es geht nicht darum, einen Diktator zu stürzen und dann ist alles gut. Man muss die Demokratie immer weiter pflegen!“

Hier geht es zum Interview:

Video von Ronnie Darwish und Haytham Abo Taleb

Süßigkeiten auf der Sonnenallee II

Zugegeben, es waren (auch diesmal) keine Menschenmassen, aber doch einige. Sie versammelten sich am vergangenen Wochenende auf der Berliner Sonnenallee und aßen Süßigkeiten. Sie freuten sich und wollten diese Freude mit anderen teilen: Der Grund war die Nachricht, dass der iranische Präsident und andere hochrangige Vertreter des iranischen Regimes beim Hubschrauberabsturz getötet wurden.

„Der 19.Mai wir bei uns in Zukunft Hubschraubertag heißen“

„Wir wissen nicht, was dies Ereignis für Folgen haben wird, aber erstmal freuen wir uns und es ist schön, die Freude mit anderen zu teilen. Für den Moment ist es Glück.“

Während wir in den Berichten der öffentlich-rechtlichen Sender aus dem Iran vor allem Bilder von trauernden Menschenmengen bei Massengebeten sehen, ist die Stimmung unter vielen Exil-Iraner:innen in Deutschland ganz anders.

Maryam Mardani fasst diese in einem Bericht zusammen. Er wird in diesen Minuten geschrieben und erscheint ganz bald auf unserer Webseite. (amalberlin.de/fa) Der analytische Stimmungsbericht könnte  – wenn Sie Interesse haben, dass er auch in Ihrem Medium erscheint – auch sehr schnell übersetzt werden.

Schreiben Sie uns!

Wir wünschen Ihnen eine schöne Woche!

Viele Grüße vom Amal-Team
Foto: Ronnie Darwish, Anonym