Tschüß Olena!

Tschüß Olena! Meine Kollegin Olenia Iskorostenska floh mit ihrer Teenager-Tochter vor dem Krieg in der Ukraine. Diese faszinierende Frau mit ihrem großen Temperament, den dunklen Locken und den farbigen Augen hat seit Anfang an mit uns die Redaktion von Amal in Frankfurt aufgebaut. In ihrem früheren Leben in der Ukraine moderierte sie eine Sendung und leitete eine TV-Redaktion für internationale Politik beim Staatsfernsehen.

 

Teil des Teams

Die Flucht veränderte das Leben der 49-jährigen Ukrainerin wie das jedes anderen Flüchtlings. Ich erinnere mich deutlich an den Tag ganz am Anfang, als wir begonnen zusammenzuarbeiten. Mit hasserfüllter Kehle erzählte sie von der Erfahrung, in der Schlange vor der Botschaft ihres Landes zu stehen und wie ihr da plötzlich klar wurde: Sie war nun nicht mehr in erster Linie Reporterin, sondern Flüchtling. Das erinnerte mich an die Tage, als ich gerade in Deutschland angekommen war und nach einer Vorwand zum Weinen suchte. Um ehrlich zu sein, war ich einen Moment lang wütend, als Olena in unserem Meeting anfing zu weinen und ich muss zugeben, meine Tröstungsversuche waren eher kalt.

Als sie kurz danach aber sagte, dass sie sich freue, nun mit uns gemeinsam ein neues journalistisches Leben aufzubauen, war ich wieder auf ihrer Seite. Es war, als spreche sie mir aus dem Herzen. Als wäre es die Stimme der Gemeinschaft der Journalisten ohne Schicksal im Exil.

 

ein bisschen mehr…

Nach ihrer Ankunft in Deutschland versuchte Olena sich in das Leben in Frankfurt zu integrieren. Sie begann, Deutsch zu lernen und unternahm verschiedene Dinge, um mit der deutschen Gesellschaft ins Gespräch zu kommen. Sie war von Anfang an sehr aktiv und hat sich schnell eingearbeitet. Ihre Artikel haben mir gefallen und ich konnte von ihr lernen. Olena hat immer auch die schönen Seiten des Lebens beleuchtet. Ihre Bilder, ihre Texte, ihre Videos: Sie strahlen Lebensfreude aus.  Für viele Exil-Journalisten stehen Probleme im Vordergrund: Armut, Abschiebung und schlechte Zukunftschancen der Geflüchteten. Olena hat daneben immer auch die schönen Seiten gesucht und es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Leser:innen aufzumuntern.

 

Familienzusammenhalt

In den Ländern, aus denen wir kommen, spielt die Familienzusammengehörigkeit eine große Rolle. Als ich nach Deutschland kam, merkte ich schnell, dass dies hier nicht so ist: Sogar in den Familien der geflüchteten vermisste ich das Zusammengehörigkeitsgefühl. Der Druck des Lebens auf neu angekommene Familien führt allzu oft zu mangelnder Liebe und zu Gleichgültigkeit in den Familien. Viele Ehen zerbrechen, sobald die Menschen Europa erreichen. Familien werden auseinandergerissen. Natürlich gibt es Ausnahmen. Und dazu zählt Olena. Immer wieder ist sie zu ihrem Mann in die Ukraine gereist, obwohl dies gefährlich und mühsam war und nun verlässt sie Deutschland und alles, was sie hier aufgebaut hat, um mit ihm zu leben.

 

Was habe ich gelernt ?

Freunde aus verschiedenen Kulturen und Ländern zu haben, ist eine der fruchtbarsten Erfahrungen im Leben. Die Verbindung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen kann uns helfen, eine große Welt an Perspektiven, Kulturen und Erfahrungen zu erleben. Olena, eine Freundin aus der Ukraine, gab mir die Möglichkeit, ihre Kultur besser kennenzulernen und aus ihren Erfahrungen zu lernen

Ich schreibe Ihnen hier, liebe Leser:innen unserer Amal-Seite auf Persisch, um Ihnen zu sagen, dass der Austausch schöner Erinnerungen mit Freunden aus anderen Kulturen sich lohnt: Sie können Beziehungen aufbauen und Ihnen helfen kann, Kultur und Werte besser zu verstehen. Diese Erfahrung kann Frische und neuen kulturellen Reichtum zum Leben erwecken und unseren Horizont erweitern.

Dieser Austausch gibt unserem Leben im Exil eine neue Dimension. Hier kommen wir mit Menschen vieler Kulturen zusammen. Wir sehen, wie andere mit ihrem Kulturgut umgehen und es eröffnen sich neue Welten. Das wünsche ich Ihnen, Liebe Leser:innen und meiner Kollegin Olena wünsche ich viel Glück in Kanada.