Ahmad Kalaji
20/09/2023

Ich bin im Exil, das heißt, ich kann nie mehr nach Hause

„Ich bin im Exil in Deutschland. Das heißt, ich kann nicht mehr nach Hause“, so stellte sich Maryam Mardani vor und nicht nur ihr – vielen im Publikum – stiegen in diesem Moment die Tränen in die Augen. „Wir können dich verstehen. wir kennen das Gefühl!“, rief ihr eine Frau aus der zweiten Reihe zu.

Am Montag veranstaltete Amal gemeinsam mit dem Berliner Tagesspiegel ein Netzwerktreffen für Journalist:innen im Exil. Moderiert wurde die Veranstaltung von den Amal-Redaktionsmitgliedern Maryam Mardani, Khalid Al Aboud und der ukrainischen Journalistin Valeria Semeniuk, die bei Tagesspiegel Fellow ist. Ziel der Veranstaltung war das gegenseitige Kennenlernen, Erfahrungsaustausch und Brainstorming für gemeinsame Aktivitäten. Rund 60 Teilnehmende diskutierten über Gemeinsamkeiten und Differenzen. Von beiden haben sie – so das Fazit – sehr viele.

Geteiltes Leid

Heimweh, Schmerz und Wut mischen sich und sie verbinden Menschen, die das gleiche Schicksal teilen, dass sie ihr Land verlassen mussten. Zugleich – und das zeigt sich jeden Tag aufs Neue – macht es trotz des geteilten Schmerzes doch einen großen Unterschied, woher eine Person kommt. Das Leben in Deutschland fühlt sich anders an, wenn man weiß, dass man nie mehr oder zumindest auf lange Zeit nicht mehr in sein Land zurück kann, weil dort zum Beispiel ein gefährliches Regime an der Macht ist oder wenn man zumindest von Zeit zu Zeit einen Besuch bei seinen Lieben machen kann. Man kann sogar darüber streiten, ob in diesem Fall der Begriff Exil richtig gewählt ist. (Dies war eines der Themen, über die tatsächlich viel gesprochen wurde).

Unterschiedliche Behandlung

Hinzu kommt die Unterscheidung, die von der deutschen Regierung und von der Gesellschaft getroffen wird. Auch hier macht es bekanntlich einen großen Unterschied, ob eine Person aus Syrien, Afghanistan oder der Ukraine kommt. „Sollte man hier von Diskriminierung sprechen? Darüber lässt sich diskutieren“, so Maryam Mardani in ihrer Moderation. Statt sich allerdings über das Trennende zu entzweien forderte sie die Teilnehmenden auf, sich kennenzulernen, aus den verschiedenen Erfahrungen zu lernen und gemeinsam Projekte zu entwickeln. Schließlich sind es nicht die Journalistenkolleg:innen, die sich die unterschiedliche Behandlung und die Diskriminierung ausgedacht haben. Sie alle sind dem System und dem Rassismus in der Gesellschaft ausgeliefert. Da ist es besser, zusammenzuhalten!

Anwesend waren auch Vertreter:innen von Organisationen und Stiftungen, die Hilfsangebote für Journalist:innen im Exil anbieten. So stellten Reporter ohne Grenze ihr Programm zu Data-Security vor, die Körber Stiftung erläuterte ihre Projekte zum Thema Exil, der JX-Fund und ECMPF präsentierten weitere Fördermöglichkeiten für geflüchtete Journalisten. Die wirklich wichtige Themen wurde im Anschluss besprochen. Nett eingerahmt wurde der Abschluss des Abends durch die Musik von Hamza und Abbas Qabbani.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und eine schöne Woche!

Viele Grüße vom Amal-Team