Amal on Tour durch Rheinhessen

Sommer, Sonne, raus aufs Land! In der vergangenen Woche war das Team von Amal, Frankfurt! im Rheingau unterwegs und man kann ohne jede Übertreibung sagen: Wir hatten Spaß. Wir waren aufgebrochen, um zu recherchieren, wie Geflüchtete außerhalb der Metropolen leben: Wie geht es Neuangekommenen, die in kleinen Gemeinden wie Geisenheim oder Waldalgesheim leben? Ist es dort einfacher, sich zu hause zu fühlen oder braucht das Ankommen länger? Nebenbei, das ist klar, wollten wir auch ein paar schöne Ausflugstipps für unsere Leser:innen zusammenstellen. Besonders die Ukrainer:innen und die Afghan:innen lieben ganz offensichtlich Reiseempfehlungen ins Rhein-Main-Gebiet. Das zeigen unsere Klickzahlen. Also gingen wir auch der Frage nach: Wo ist es in 49-Euro-Ticket-Entfernung besonders schön?

Soviel zum Plan. Unterwegs fanden wir Antworten auf alle möglichen Fragen. Unsere erste Station war die Universität Mainz, Fachbereich Medienwissenschaften. Dort waren wir zu Gast in einem Seminar zum Thema Interkulturelle Kommunikation. Wie redet man in diversen Teams? Was sind überhaupt kulturelle Unterschiede und wie lassen diese sich aushalten?

Ukrainer:innen denken schneller und sind kreativer !

Diskussionen zu kulturellen Unterschieden machen nur Sinn, wenn man sich traut, Unterschiede zu benennen. So ist ein wichtiger Punkt, der vielen Ukrainer:innen ins Auge springt, wenn sie neu nach Deutschland kommen: Trotzt des High-Tech-Image von Made in Germany, kommt ihnen Deutschland in vielen Punkten ziemlich altmodisch und langsam vor. Das gilt auch für den Journalismus und für Social Media sowieso. In der Diskussion ging es dann auch um weitere typisch deutsche, typisch arabische, afghanisch und ukrainische Kulturmerkmale. Was ist Klischee? Was ist Vorurteil? Und was ist Kitsch? Die Diskussion war die perfekte Vorbereitung auf unsere nächste Station:

Willkommen in Deutschlands deutschester Stadt

Für viele Touristen aus Übersee besteht ihr Eindruck von Deutschland aus einer 4 Tage Kreuzfahrt auf dem Rhein. Besonderes Highlight ist der Landgang in Rüdesheim. Hier gibt es auf engem Raum von der Schnapspraline übers Jägerschnitzel bis zur Weihnachtsdekoration alles, was Menschen mit Deutschland verbinden. Das Team von Amal ist voll eingetaucht. Wir haben den Wandersauflug zur Germania unternommen, eine Weinprobe absolviert und mit den amerikanischen Touristen in der Drosselgasse den Ententanz getanzt. Hier geht es zum Video von Olena Iskorostenska. In ein paar Tagen wir es auch mit deutschen Untertitel auf unserer deutschen Seite zu sehen sein, aber – schauen Sie selbst – es ist auch ganz Ukrainischkenntnisse in OF zu verstehen.
Video von Olena Iskorostenska
Das Rheingau ist aber nicht nur Touristenrummel. Nachdem die US-Gruppe wieder auf ihrem Rheindampfer verschwunden war, hat das Amal-Team noch eine zweite Runde gedreht und hat auch in Rüdesheim Shisha-Bars und andere Treffpunkte der arabischen und afghanischen Community aufgespürt. Souzan Nassri und Ronnie Darwish haben einen jungen Mann aus Syrien kennengelernt und zu seinem Leben am Rhein befragt. Hier geht es zum Video.
Video Ronnie Darwish und Souzan Nassri

Kleine Städte sind super!

Amal-Kollegin Sona Sahar schreibt über zwei Afghaninnen, die beide glücklich sind, am Rhein zu leben. Je kleiner die Stadt, desto besser, sagen sie einhellig. Dabei könnten ihre Ausgangslagen nicht unterschiedlicher sein. Asma Azizi (Foto) ist die wohl am schnellsten integrierte Afghanin Deutschlands. Sie war gerade einmal drei Wochen in Deutschland und hatte schon Job und Wohnung gefunden. Allerdings muss man wissen, dass sie an der Universität von Kabul als Deutschdozentin gearbeitet hatte und in Bingen an der Volkshochschule zu der Zeit, als sie ankam, gerade dringend Deutschlehrerinnen gesucht wurden. Die andere Interviewpartnerin von Sona Sahar hingegen war Analphabetin und musste in Deutschland erst Lesen und Schreiben lernen.

Weitere Stories aus dem Rheingau sind in Arbeit und werden nach und nach auf den deutschen Seiten von Amal gepostet. Uns bleibt ein großes Dankeschön zu sagen: Diese Reise wurde durch die Förderung der EKHN-Stiftung ermöglicht.

Wie dem syrischen Schmetterling neue Flügel wuchsen

Mit diesem besonderen Video möchten wir uns von Ihnen für den Sommer verabschieden. Ende August, wenn die Schulen in Hamburg und Berlin wieder beginnen, meldet sich auch der Newsletter zurück. In der Zwischenzeit geht die Berichterstattung bei Amal ganz normal weiter und zudem läuft ein Projekt: Update Deutsch soll die Sprachkenntnisse der Amal Redakteur:innen verbessern und zudem bereiten wir natürlich den ersten Geburtstag unserer ukrainischen Redaktion vor. Es geht also gut weiter und als Vorgeschmack kommt hier das Video von Anas Khabir über eine faszinierende Frau. Es hat deutsche Untertitel und ist sehenswert.

Video von Anas Khabir
Bilder: Ronnie Darwish, Parwiz Rahimi, Olena Iskorostenska, Anas Khabir