14/06/2023

Die eigene Comfort Zone aufmischen

es war mal wieder eine Woche mit Nachrichten, die sich in das innere Horrorgedächtnis brennen und die wir so schnell nicht wieder aus unserer Erinnerung herauslöschen können. Ob wir wollen oder nicht: Wir denken an die Ukraine und die Menschen im Überschwemmungsgebiet. Dies führt bei den meisten von uns zu dem Impuls, etwas tun zu wollen. Aber was? Großdemo? Protestbriefe? Angesichts des Grauens erschien es den ukrainische Aktivist:innen der Organisation Vitsche als zu wenig. Großdemos gab es schon viele und die meisten Berliner:innen, die nicht mit demonstrieren, wissen, wie sie den Demos ausweichen können. So entstand eine neue Idee: Wartet nicht darauf, dass irgendjemand zu einer Demo aufruft, geht einfach allein oder mit Freunden demonstrieren. „Single-Protest“ lautet die Parole. Auf diese Weise wird die Botschaft an vielen Orten sichtbar und mehr Menschen werden in ihrem Alltag erreicht. Gute Idee, aber funktioniert sie auch? Unsere Kollegin Nataliia Yakymovych hat es ausprobiert: Sie nahm ihren Hund und ein Transparent mit und machte sich auf den Weg. In ihrer Reportage beschreibt sie, was sie dabei erlebt hat. Ihr Fazit: Es ist auf jeden Fall eine interessante Begegnung und auch ein guter Weg, mit Menschen zu reden, die man sonst nicht treffen würde. Auf jeden Fall bringt es die eigenen Comfort Zone durcheinander und vielleicht auch die anderen zum Nachdenken.

Albtraum 2

Ein anderes Thema, das derzeit bei vielen unserer Leser:innen für Albträume sorgt, ist das, was gerade atmosphärisch zwischen Berlin und Damaskus passiert. Also, natürlich, bislang passiert da nichts. Es gibt Funkstille. Aber klar ist, es könnte zu einer Annäherung kommen. Seit der syrische Diktator vergangenen Monat wieder in die Arabische Liga aufgenommen und aus seiner Isolation herausgeholt wurde, ist viel in Bewegung geraten. Vergangene Woche war dann auch erstmals wieder ein Vertreter der syrischen Botschaft zum Arabisch-Deutschen Wirtschaftsgipfel der Ghurfa, einem Verband der arabischen Wirtschaft in Deutschland eingeladen. Was bedeutet das alles für Syrer:innen, die nach Deutschland geflohen sind? Amloud Alamir hat sich mit Rateb Shabo, einem syrischen Experten für internationale Beziehungen darüber unterhalten. Hier geht es zu ihrem Video:

Video Amloud Alamir

Albtraum 3? Nein, Danke!

Keine Angst, jetzt kommen keine weiteren Horrorszenarien, denn wir wollen Ihnen ja nicht den Tag verderben. (Über die EU-Asylpolitik und das, was an den EU-Außengrenzen passiert, schreiben wir dann hier diese Woche nicht, aber weisen schon einmal darauf hin, dass Aora Helmzadeh zum Weltflüchtlingstag  am 20.6.2023 im Tagesspiegel dazu einen Beitrag veröffentlichen wird. Falls Sie auch noch einen Text zu diesem Anlass suchen, sprechen Sie uns gerne an.)

Hier geht es jetzt erstmal weiter mit netteren Dingen: Dem Konzert des afghanischen Mega-Stars Farhad Darya in Frankfurt am Main. Qadir Wafa war dabei und hat mit dem Sänger ein Interview geführt.

Video von Qadir Wafa

In eigener Sache

Gestern bekam das Team von Amal, Frankfurt! Besuch von einer Delegation der Universität Stockholm. Gemeinsam mit dem Team rund um die Mainzer Medien-Professorin Katja Schupp trafen Sie Tamriko Scholy und Parwiz Rahimi zum Gespräch in unserem Büro.

Schweden ist wie Deutschland ein Einwanderungsland. Eine Nachrichtenplattform wie Amal gibt es bislang noch nicht. Vielleicht ändert sich das bald?
„An das Gute glauben“ – Unter diesem Titel feierte gestern die Bertelsmann-Stiftung im Berliner Kulturzentrum Ulme 35 das Erscheinen einer Broschüre über das Engagement religiöser Gemeinden für Geflüchtete. Es war ein Netzwerktreffen der Akteure und gab spannende Diskussionen über das Thema.
Bilder: Nataliia Yakymovych, Amloud Alamir, Parwiz Rahimi

Amal berichtet auf Arabisch, Farsi/Dari und Ukrainisch über alles, was in Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main wichtig ist. Gerne übersetzen wir einzelne Artikel auch ins Deutsche und stellen sie Redaktionen gegen Honorar zur Verfügung.
Bitte wenden Sie sich per Mail an:
info(at)amalberlin.de